ECoC40: 40 Jahre Kulturhauptstädte Europas
White Paper zur Zukunft der Kulturhauptstädte Europas in Chemnitz vorgestellt
40 Impulse für die Weiterentwicklung des größten europäischen Kulturprogramms

Am heutigen Freitag ist in Chemnitz das White Paper „40 Empfehlungen aus 40 Jahren Kulturhauptstädte Europas“ präsentiert worden. Das von Chemnitz und Nova Gorica, den beiden Kulturhauptstädten Europas 2025, initiierte Papier enthält 40 konkrete Vorschläge, die in die Neugestaltung der rechtlichen Grundlagen des Programms einfließen sollen.
Das White Paper basiert auf einer umfassenden Studie, die Erkenntnisse von Geschäftsführungen und künstlerischen Leitungen aus 64 vergangenen und zukünftigen Kulturhauptstädten Europas zusammenführt. Die Untersuchung empfiehlt Anpassungen in vier zentralen Bereichen.
- Europäische Zusammenarbeit stärken: Die europäische Dimension soll als zentrales Auswahlkriterium fest verankert werden. Zudem wird ein einheitliches Branding vorgeschlagen, das durch ein verpflichtendes, aber individuell anpassbares europäisches Logo unterstützt wird.
- Auswahl- und Überwachungsprozesse vereinfachen: Der bürokratische Aufwand für Bewerberstädte soll reduziert werden. Anstelle von aufwendigen Vor-Ort-Besuchen wird ein faktenbasierter Prüfprozess empfohlen, der eine faire und transparente Evaluierung ermöglicht.
- Langfristige Umsetzung sichern: Die im Bewerbungsbuch („Bidbook“) formulierten Konzepte sollen künftig verbindliche Verpflichtungen darstellen. Außerdem wird eine Überarbeitung des Melina-Mercouri-Preises angeregt, damit Kulturhauptstädte bereits in einer frühen Phase finanzielle Unterstützung erhalten. Gleichzeitig sollen nationale Regierungen stärker in die Verantwortung genommen werden, um Gewinnerstädte bei der Durchführung des Titeljahres und des langfristigen Erbes zu unterstützen.
- Erfahrungen besser weitergeben: Eine von der Europäischen Union unterstützte Plattform soll den Austausch bewährter Verfahren ermöglichen. Zudem wird gefordert, dass Bewerbungsunterlagen („Bidbooks“) und Evaluationsberichte öffentlich zugänglich gemacht werden.
Diese Empfehlungen wurden auf der europaweiten Konferenz in Chemnitz am 4. April intensiv diskutiert. Sie werden nun an die Europäische Kommission, den Rat der EU und das Europäische Parlament übermittelt, um den weiteren Reformprozess anzustoßen.
Am Dienstag, den 13. Mai, 19.30 Uhr wird das White Paper im Europäischen Parlament in Brüssel vorgestellt. Dr. Valentina Montalto, wissenschaftliche Leiterin und Ph.D., Professorin für Kulturökonomie und -politik, wird das White Paper präsentieren, begleitet von Oberbürgermeister Sven Schulze. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit Europaabgeordneten aus Slowenien und Sachsen statt. Auch die Programme der Kulturhauptstädte Europas 2025, Chemnitz und Nova Gorica, werden dort vorgestellt. Paneldiskussionen bieten die Gelegenheit, über die zukünftige Entwicklung des Programms der Kulturhauptstädte Europas zu diskutieren.
Die Wissenschaftlerinnen des Projekts
Dr. Valentina Montalto (wissenschaftliche Leitung)

Dr. Valentina Montalto ist außerordentliche Professorin für Kulturökonomie und -politik an der KEDGE Business School in Paris. Mit 15 Jahren internationaler Erfahrung arbeitete sie unter anderem für die UNESCO an den Kultur-2030-Indikatoren. Das Rahmenwerk wurde entwickelt, um die Rolle der Kultur in der nachhaltigen Entwicklung weltweit zu messen.
Weiterhin leitete sie das Projekt „Cultural and Creative Cities Monitor“ am Joint Research Centre der Europäischen Kommission und war als Senior Advisor bei KEA aktiv. Die unabhängige Beratungsagentur mit Sitz in Brüssel hat sich auf Kultur- und Kreativwirtschaften spezialisiert.
Dr. Valentina Montalto hat eine umfangreiche Reihe akademischer und beruflicher Veröffentlichungen zur Messung der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie kreativer Städte entwickelt.
Camilla Donà dalle Rose

Camilla Donà dalle Rose absolvierte einen Master in Management von Kulturerbe und kulturellen Aktivitäten und promoviert derzeit in Kulturerbe-Wissenschaften am Fachbereich für Altertumswissenschaften der Sapienza-Universität Rom. Ihre Forschung konzentriert sich auf Kultur und urbane Erneuerung, insbesondere auf die Rolle von Bibliotheken als Akteure sozialer Kohäsion und Gemeinschaftsbildung.
Sie arbeitete als Projektassistentin im Sekretariat des UNESCO Creative Cities Network (UCCN) und kooperiert derzeit mit der Stadtverwaltung von Mailand zur Weiterentwicklung und Stärkung ihrer Aktivitäten als UNESCO Creative City of Literature.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC“ untersucht sie die langfristigen Auswirkungen der Initiative Kulturhauptstadt Europas.
Dr. Mojca Stubelj Ars

Dr. Mojca Stubelj Ars ist Leiterin des Xcenters, eines Kreativzentrums innerhalb von GO! 2025, der Kulturhauptstadt Europas Nova Gorica – Gorizia. Mit einem transdisziplinären Ansatz, Kreativität und Innovation produziert und kuratiert sie verschiedene künstlerische Projekte und legt einen besonderen Fokus auf die Ansprache von Jugendlichen und die Arbeit mit der Gemeinschaft.
Dr. Mojca Stubelj Ars hat einen Doktortitel in Umweltwissenschaften und hat Forschungsarbeiten an der Universität Nova Gorica (Slowenien), der Universität Roskilde (Dänemark) und der Universität Hawaii at Manoa (USA) durchgeführt. Sie ist Expertin auf verschiedenen Gebieten der Umweltwissenschaften, Ökologie, umweltbewusstem Verhalten und nachhaltigem Tourismus. Sie kommt aus der Start-up-Szene und ist zudem eine Expertin für frühes Sprachenlernen sowie Entwicklerin neuer pädagogischer Ansätze, die das Prinzip „Lernen durch Spiel“ anwenden.
Im Rahmen des Projekts „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC“ führte sie die statistische Analyse der Umfrageergebnisse durch.
Roberta Ferrarini

Roberta Ferrarini ist Ph.D.-Kandidatin an der Abteilung für Management der Alma Mater Studiorum Universität Bologna. Sie arbeitet mit der GIOCA Forschungsgruppe an der Verwaltung und Innovation von Kultur- und Kunstorganisationen. Ihre Forschung konzentriert sich auf nachhaltiges urbanes Erbe, die Bewertung der Auswirkungen von politischen Maßnahmen und die Rolle der Kulturindustrien für eine nachhaltige Entwicklung.
Sie hat zu mehreren von der EU geförderten Projekten beigetragen, darunter das Horizon-2020-Projekt „UNCHARTED“, das zum Ziel hatte, die Werte und den Einfluss von Kultur und Kunst auf die Gesellschaft und die Wirtschaft besser zu erfassen und zu fördern. Ebenso war sie an dem Projekt „Una Museums“ innerhalb des Una-Europa-Konsortiums beteiligt, das darauf abzielte, ein Netzwerk von Museen in Europa zu entwickeln und innovative Ansätze für das Management und die Nutzung von Museen zu fördern.
Derzeit ist sie im Projekt „40 Empfehlungen aus 40 Jahren Kulturhauptstädte Europas“ tätig und untersucht die langfristigen Auswirkungen der Initiative „Europäische Kulturhauptstadt“.

Die beiden Kulturhauptstädte Europas 2025 Chemnitz und Nova Gorica/Gorizia laden am 4. April anlässlich des Jubiläums „40 Jahre Kulturhauptstädte Europas“ zur gleichnamigen Konferenz ins Carlowitz Congresscenter Chemnitz ein. Im Zentrum steht dabei die Präsentation des White Papers „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC: Einblicke für die Kulturhauptstädte Europas ab 2034“. Es soll die Grundlage für eine neue Rechtsbasis der Kulturhauptstädte bilden.
Erwartet werden 200 Teilnehmer:innen aus verschiedenen europäischen Ländern, darunter Vertreter:innen aus rund 50 Kulturhauptstädten, Delegierte des Europäischen Parlaments, des Europäischen Rates, der Europäischen Kommission sowie von Bund und Ländern. Die Konferenzsprache ist Englisch.
Mit der Konferenz beginnt ein Prozess, der den Fortbestand und die Weiterentwicklung des größten europäischen Kulturprojekts sichern soll. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt haben Chemnitz und Nova Gorica eine umfangreiche Studie unter Geschäftsführungen sowie künstlerischen Leitungen ehemaliger und zukünftiger Kulturhauptstädte Europas durchgeführt. Unter der Leitung der italienischen Wissenschaftlerin Valentina Montalto von der KEDGE Business School, Paris, befragte ein italienisch-slowenisches Team 64 der insgesamt 82 Städte, die den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen oder künftig tragen werden, zu ihren Erfahrungen und Perspektiven.
Die gewonnenen Erkenntnisse werden in 40 Thesen im Leitfaden „Chemnitz White Paper“ zusammengefasst und fließen in die Überarbeitung der europäischen Richtlinie zum Aufgabenumfang der Kulturhauptstädte Europas ein. Ziel ist es, die europäische Dimension zu stärken, den Auswahl- und Überwachungsprozess zu vereinfachen und eine langfristige Umsetzung sicherzustellen. Zudem soll der Melina-Mercouri-Preis überarbeitet werden, um eine frühzeitige Finanzierung zu ermöglichen.
Der Dialog zwischen der Europäischen Kommission, dem Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament beginnt im Herbst 2025. Die überarbeitete Richtlinie soll bis 2027 verabschiedet werden und für Städte, die den Titel ab 2034 tragen werden, gelten.
ECoC – European Capitals of Culture

40 Jahre Verbindung durch Kultur
2025 feiert das Projekt „Kulturhauptstadt Europas“, eine Initiative der Europäischen Union, sein 40-jähriges Jubiläum. Seit 1985 werden Städte ausgewählt, um mit Kunst und Kultur Brücken zwischen Ländern zu schlagen und die Vielfalt der europäischen Kulturen zu stärken. Ins Leben gerufen wurde das Programm von den damaligen Kulturministern Melina Mercouri (Griechenland) und Jack Lang (Frankreich).
Die Programme der beiden Kulturhauptstädte Europas 2025 finden Sie hier:
Konferenzprogramm
Datum | Uhrzeit | Programmpunkt | Ort |
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Donnerstag, 3. April | 19 Uhr | Empfang von Oberbürgermeister Sven Schulze | Hartmannfabrik |
Freitag, 4. April | 9 - 16 Uhr | Panels und Arbeitsgruppen Informationen zu Teilnehmenden und Moderation | Carlowitz Congresscenter |
Freitag, 4. April | 12:30 Uhr | Pressekonferenz: Präsentation des White Papers „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC“ | Carlowitz-Saal, Carlowitz Congresscenter |
Freitag, 4. April | 19 Uhr | Festveranstaltung „40 Jahre ECoC“ (nicht öffentlich) | Wirkbau |
Samstag, 5. April | 10 - 12:30 Uhr | Besichtigung von Projekten der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 (z. B. Garagen-Campus, Stadt am Fluss) | verschiedene Orte |
Die Konferenz wendet sich an ein Fachpublikum. Für interessierte Bürger:innen steht ein begrenztes Platzkontingent für den Konferenztag am 4. April zur Verfügung. Die Anmeldung erfolgt bis 27. März über das Bürgerbeteiligungsportal. Die Teilnahmegebühr beträgt 60 Euro und beinhaltet die Verpflegung.
