Nach drei Jahren erfolgreicher Förderung beendet die Stadt Chemnitz das Projekt Kreativachse. Heute haben sich Vertreter:innen der Stadt Chemnitz, Fördermittelgeber, Akteur:innen aus Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft sowie zahlreiche Projektpartner:innen zur Abschlussveranstaltung in der Stadtwirtschaft getroffen.
Im Juli 2021 hatte das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (jetzt Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) die Kommunen aufgerufen, Ideen für innovative Konzepte zur Stärkung der Resilienz und Krisenbewältigung in Innenstädten und Stadt(teil)zentren nach der Corona-Pandemie zu entwickeln. Mit dem neuen Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) konnten diese Ideen im Zeitraum von September 2022 bis November 2025 gefördert werden.
Die Stadt Chemnitz erhielt für das Projekt Kreativachse Chemnitz aus diesem Programm ca. 2,6 Mio. Euro Fördermittel des Bundes. Zusammen mit einem Anteil der Stadt wurden somit ca. 3,3 Mio. Euro eingesetzt.
Das Projekt Kreativachse Chemnitz war ein Vorhaben zur Belebung innenstadtnaher Straßenzüge mit einem hohen Leerstand an Gewerbeeinheiten im Erdgeschossbereich, zu geringer Kundenfrequenz oder einer mangelnden Aufenthaltsqualität. Der Projektbereich erstreckte sich über den Brühl-Boulevard, die Karl-Liebknecht-Straße, Teile der Georgstraße sowie die Straße der Nationen zwischen Karl-Marx-Monument und Omnibusbahnhof und führte durch die Fußgängertunnel des Hauptbahnhofs weiter in Richtung Sonnenberg. Dort verbindet die Kreativachse das neu entstandene Fernbusterminal über die Gießerstraße und die Zietenstraße am Sonnenberg mit der Stadtwirtschaft – einer Interventionsfläche der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025. Damit verknüpft die Kreativachse drei wichtige Teilräume in der Chemnitzer Innenstadt.
Mit innovativen Konzepten und Nutzungsideen wurde an der Kreativachse eine nachhaltige Belebung von Leerständen ermöglicht, die sich positiv auf ihr unmittelbares Umfeld und den Kernbereich der Chemnitzer Innenstadt auswirken. Zahlreiche private Eigentümer:innen haben dazu ihre leerstehenden Objekte zur Verfügung gestellt. So konnten 25 leerstehende Läden mit einfachen Maßnahmen baulich nutzbar gemacht werden und einige Häuser wieder an Fernwärme, Wasser und Strom angeschlossen werden. 30 Einheiten wurden durch die Förderung der Anmietung und Weitervermietung an Nutzende kreativ belebt. Dazu gehört z. B. die neue Craft Beer-Bar „UBrambory“ in der Karl-Liebknecht-Straße 30. Die meisten neuen Nutzenden haben inzwischen eine Vereinbarung mit den Eigentümer:innen zur Fortsetzung über das Ende der Förderung hinaus getroffen.
Im Zuge des Projekts Kreativachse entstanden zwei Stadtlabore – das vectorlab, eine offene Holzwerkstatt, und die Experimentierküche am Sonnenberg. Stadtlabore haben einen experimentellen Charakter. Dort wird ausprobiert, produziert, vermittelt und vernetzt. Sie sollen auch weiterhin durch den Branchenverband Kreatives Chemnitz betrieben werden.
Zur Belebung des öffentlichen Raums verbesserte die Kreativachse auch den Aufenthalt für Bewohner:innen und Besucher:innen durch 88 neue Stadtmöbel an 22 Standorten entlang der Achse (z. B. das rosa Highlight auf dem Platz an der Edeka-Kaufhalle am Brühl, Bänke an der Straße der Nationen, Mülleimer, Fahrradbügel und fünf Parklets). Die Kreativachse half bei der Begrünung von Baumscheiben und Fassaden auf dem Sonnenberg, stellte Pflanzkübel im Bereich Bahnhof/Georgstraße und ermöglichte den Aufbau eines Trinkbrunnens am Brühl sowie den Abbau von Barrieren auf Gehwegen an der Georgstraße. Vier großflächige künstlerischen Fassadengestaltungen im Bereich Brühl und Streetart an den Brunnenplätzen an der Straße der Nationen lenken Aufmerksamkeit auf diese Bereiche. Leere Schaufensterflächen wurden zu temporären Ausstellungsflächen.
Gemeinsam mit den Brühlakteur:innen entstand z. B. ein Konzept zur Verstetigung und Entwicklung selbsttragender Netzwerke am Brühl. Der Brühlstammtisch mit dem Brühlboulevard e. V. trifft sich, um Ideen in die Tat umzusetzen. Eine Machbarkeitsstudie zur niedrigschwelligen Sanierung von Gebäuden hat geholfen, schnell die geeigneten Schritte zur Instandsetzung der Läden zu gehen und ist auch übertragbar. Langwierige Genehmigungsverfahren konnten oft vermieden werden.
Ein Kreativachsenfonds ermöglichte die Förderung von Mikroprojekten von engagierten Bürger:innen und Initiativen im Projektbereich der Kreativachse Chemnitz. Die Entscheidung darüber traf jeweils ein lokales Gremium vor Ort.
Die Stadt Chemnitz arbeitete im Projekt Kreativachse eng mit dem Branchenverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Chemnitz und Umgebung e. V. (Kreatives Chemnitz e. V.) als Umsetzungspartner und Dienstleister zusammen, um die Fülle der kleinteiligen Maßnahmen in diesem relativ kurzen Förderzeitraum gut bewältigen zu können. Die städtische Grundstücks- und Gebäudewirtschaftsgesellschaft mbh (GGG) unterstützte bei der Anmietung.
Im rechtlichen Rahmen hat die Stadt Chemnitz Gestaltungsspielräume gefunden und so genutzt, dass Experimente ermöglicht wurden und schnell umsetzbar waren. Chemnitz verfügt nun aus dem Projekt Kreativachse über einen Baukasten an Konzepten und Instrumenten, die auch auf ähnliche Problemlagen an anderen Orten in der Stadt wirken können. Aus Sicht der Stadt Chemnitz könnten der Bund und der Freistaat Sachsen die guten Erfahrungen mit dem Programm ZIZ auch auf andere Programme der Städtebauförderung übertragen.
Eine umfassende Projektdokumentation erfolgt in einer Broschüre der Stadt Chemnitz, die in Kürze veröffentlicht wird.
Weitere Informationen:
Zum Bundesprogramm ZIZ:
www.innenstadtprogramm.bund.de/Webs/ZIZ/DE/aktuelles/artikel/ZIZ_Bundesprogramm_Broschuere.html