ECoC40: 40 Jahre Kulturhauptstädte Europas
White Paper zur Zukunft der Kulturhauptstädte Europas
40 Impulse für die Weiterentwicklung des größten europäischen Kulturprogramms

Am 4. April 2025 wurde in Chemnitz das White Paper „40 Empfehlungen aus 40 Jahren Kulturhauptstädte Europas“ präsentiert. Das von Chemnitz und Nova Gorica, den beiden Kulturhauptstädten Europas 2025, initiierte Papier enthält 40 konkrete Vorschläge, die in die Neugestaltung der rechtlichen Grundlagen des Programms einfließen sollen.
Das White Paper basiert auf einer umfassenden Studie, die Erkenntnisse von Geschäftsführungen und künstlerischen Leitungen aus 64 vergangenen und zukünftigen Kulturhauptstädten Europas zusammenführt und konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Programms der Europäischen Kulturhauptstädte enthält.
Im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums des Programms der Europäischen Kulturhauptstädte wurde das Chemnitz White Paper von der Wissenschaftlerin Dr. Valentina Montalto am 13. Mai 2025 im Europäischen Parlament in Brüssel präsentiert. Die Publikation fasst die Ergebnisse eines europaweiten Forschungsprozesses zusammen und liefert richtungsweisende Impulse für die künftige Gestaltung des ECoC-Programms ab dem Jahr 2034.
Das Papier mit ursprünglich 35 Handlungsempfehlungen wurde nach der internationalen Fachkonferenz am 4. April in Chemnitz erweitert. Über 200 Fachleute – darunter Programmverantwortliche, Künstlerische Leitungen sowie Mitglieder von ECoC-Auswahljurys – entwickelten in Workshops fünf zusätzliche Vorschläge. Daraus entstand ein Katalog von insgesamt 40 konkreten Empfehlungen, die sich auf fünf zentrale politische Handlungsfelder konzentrieren:
- die Fähigkeit der Kulturhauptstädte stärken, ein vielfältiges und geeintes Europa zu formen,
- die langfristige Wirkung der Projekte nachhaltig sichern,
- die Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Auswahlverfahrens erhöhen,
- die politische Unterstützung auf allen Ebenen festigen,
- und den Wissenstransfer durch ein offizielles ECoC-Onlinearchiv dauerhaft verbessern.
Zu den wichtigsten legislativen Empfehlungen zählen die Verankerung des europäischen Austauschs in sämtlichen Auswahlkriterien, die Einführung eines einheitlichen und dennoch anpassbaren ECoC-Logos sowie die Überarbeitung des Auszahlungstermins für den Melina-Mercouri-Preis, um die Umsetzung und die langfristige Wirkung der Projekte zu stabilisieren.
Die Wissenschaftlerinnen des Projekts
Dr. Valentina Montalto (wissenschaftliche Leitung)

Dr. Valentina Montalto ist außerordentliche Professorin für Kulturökonomie und -politik an der KEDGE Business School in Paris. Mit 15 Jahren internationaler Erfahrung arbeitete sie unter anderem für die UNESCO an den Kultur-2030-Indikatoren. Das Rahmenwerk wurde entwickelt, um die Rolle der Kultur in der nachhaltigen Entwicklung weltweit zu messen.
Weiterhin leitete sie das Projekt „Cultural and Creative Cities Monitor“ am Joint Research Centre der Europäischen Kommission und war als Senior Advisor bei KEA aktiv. Die unabhängige Beratungsagentur mit Sitz in Brüssel hat sich auf Kultur- und Kreativwirtschaften spezialisiert.
Dr. Valentina Montalto hat eine umfangreiche Reihe akademischer und beruflicher Veröffentlichungen zur Messung der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie kreativer Städte entwickelt.
Camilla Donà dalle Rose

Camilla Donà dalle Rose absolvierte einen Master in Management von Kulturerbe und kulturellen Aktivitäten und promoviert derzeit in Kulturerbe-Wissenschaften am Fachbereich für Altertumswissenschaften der Sapienza-Universität Rom. Ihre Forschung konzentriert sich auf Kultur und urbane Erneuerung, insbesondere auf die Rolle von Bibliotheken als Akteure sozialer Kohäsion und Gemeinschaftsbildung.
Sie arbeitete als Projektassistentin im Sekretariat des UNESCO Creative Cities Network (UCCN) und kooperiert derzeit mit der Stadtverwaltung von Mailand zur Weiterentwicklung und Stärkung ihrer Aktivitäten als UNESCO Creative City of Literature.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC“ untersucht sie die langfristigen Auswirkungen der Initiative Kulturhauptstadt Europas.
Dr. Mojca Stubelj Ars

Dr. Mojca Stubelj Ars ist Leiterin des Xcenters, eines Kreativzentrums innerhalb von GO! 2025, der Kulturhauptstadt Europas Nova Gorica – Gorizia. Mit einem transdisziplinären Ansatz, Kreativität und Innovation produziert und kuratiert sie verschiedene künstlerische Projekte und legt einen besonderen Fokus auf die Ansprache von Jugendlichen und die Arbeit mit der Gemeinschaft.
Dr. Mojca Stubelj Ars hat einen Doktortitel in Umweltwissenschaften und hat Forschungsarbeiten an der Universität Nova Gorica (Slowenien), der Universität Roskilde (Dänemark) und der Universität Hawaii at Manoa (USA) durchgeführt. Sie ist Expertin auf verschiedenen Gebieten der Umweltwissenschaften, Ökologie, umweltbewusstem Verhalten und nachhaltigem Tourismus. Sie kommt aus der Start-up-Szene und ist zudem eine Expertin für frühes Sprachenlernen sowie Entwicklerin neuer pädagogischer Ansätze, die das Prinzip „Lernen durch Spiel“ anwenden.
Im Rahmen des Projekts „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC“ führte sie die statistische Analyse der Umfrageergebnisse durch.
Roberta Ferrarini

Roberta Ferrarini ist Ph.D.-Kandidatin an der Abteilung für Management der Alma Mater Studiorum Universität Bologna. Sie arbeitet mit der GIOCA Forschungsgruppe an der Verwaltung und Innovation von Kultur- und Kunstorganisationen. Ihre Forschung konzentriert sich auf nachhaltiges urbanes Erbe, die Bewertung der Auswirkungen von politischen Maßnahmen und die Rolle der Kulturindustrien für eine nachhaltige Entwicklung.
Sie hat zu mehreren von der EU geförderten Projekten beigetragen, darunter das Horizon-2020-Projekt „UNCHARTED“, das zum Ziel hatte, die Werte und den Einfluss von Kultur und Kunst auf die Gesellschaft und die Wirtschaft besser zu erfassen und zu fördern. Ebenso war sie an dem Projekt „Una Museums“ innerhalb des Una-Europa-Konsortiums beteiligt, das darauf abzielte, ein Netzwerk von Museen in Europa zu entwickeln und innovative Ansätze für das Management und die Nutzung von Museen zu fördern.
Derzeit ist sie im Projekt „40 Empfehlungen aus 40 Jahren Kulturhauptstädte Europas“ tätig und untersucht die langfristigen Auswirkungen der Initiative „Europäische Kulturhauptstadt“.

Der Weg zum Chemnitz White Paper
Die beiden Kulturhauptstädte Europas 2025 Chemnitz und Nova Gorica/Gorizia haben am 4. April 2025 anlässlich des Jubiläums „40 Jahre Kulturhauptstädte Europas“ zur gleichnamigen Konferenz ins Carlowitz Congresscenter Chemnitz eingeladen. Im Zentrum stand die Präsentation des White Papers „40 Empfehlungen aus 40 Jahren ECoC: Einblicke für die Kulturhauptstädte Europas ab 2034“. Es soll die Grundlage für eine neue Rechtsbasis der Kulturhauptstädte bilden.
200 Teilnehmer:innen aus verschiedenen europäischen Ländern kamen zusammen, darunter Vertreter:innen aus rund 50 Kulturhauptstädten, Delegierte des Europäischen Parlaments, des Europäischen Rates, der Europäischen Kommission sowie von Bund und Ländern.
Mit der Konferenz hat ein Prozess begonnen, der den Fortbestand und die Weiterentwicklung des größten europäischen Kulturprojekts sichern soll. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt führten Chemnitz und Nova Gorica eine umfangreiche Studie unter Geschäftsführungen sowie künstlerischen Leitungen ehemaliger und zukünftiger Kulturhauptstädte Europas durch. Unter der Leitung der italienischen Wissenschaftlerin Valentina Montalto befragte ein italienisch-slowenisches Team 64 der insgesamt 82 Städte, die den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen oder künftig tragen werden, zu ihren Erfahrungen und Perspektiven.
Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in 40 Thesen im Leitfaden „Chemnitz White Paper“ zusammengefasst und fließen in die Überarbeitung der europäischen Richtlinie zum Aufgabenumfang der Kulturhauptstädte Europas ein. Ziel ist es, die europäische Dimension zu stärken, den Auswahl- und Überwachungsprozess zu vereinfachen und eine langfristige Umsetzung sicherzustellen. Zudem soll der Melina-Mercouri-Preis überarbeitet werden, um eine frühzeitige Finanzierung zu ermöglichen.
Der Dialog zwischen der Europäischen Kommission, dem Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament soll im Herbst 2025 beginnen. Die überarbeitete Richtlinie soll bis 2027 verabschiedet werden und für Städte, die den Titel ab 2034 tragen werden, gelten.
ECoC – European Capitals of Culture

40 Jahre Verbindung durch Kultur
2025 feiert das Projekt „Kulturhauptstadt Europas“, eine Initiative der Europäischen Union, sein 40-jähriges Jubiläum. Seit 1985 werden Städte ausgewählt, um mit Kunst und Kultur Brücken zwischen Ländern zu schlagen und die Vielfalt der europäischen Kulturen zu stärken. Ins Leben gerufen wurde das Programm von den damaligen Kulturministern Melina Mercouri (Griechenland) und Jack Lang (Frankreich).
Die Programme der beiden Kulturhauptstädte Europas 2025 finden Sie hier:
Ein Tag für die Kultur: Die Konferenz in Bildern
