Gedenken erleben in Chemnitz

Die Stadt Chemnitz arbeitet mit ihrer Erinnerungs- und Gedenkkultur an der Auseinandersetzung mit historischen Vorgängen. Es wird eine Beschäftigung von jungen Menschen mit der Geschichte der Stadt Chemnitz gefördert und zum Nachdenken über gegenwärtige Bezüge angeregt. Opfergruppen werden gewürdigt und junge Menschen aktiv in die Gestaltung von Gedenktagen einbezogen.
Die Stadt Chemnitz engagiert sich in der Friedensarbeit und vermittelt gezielt europäische Grundwerte im stadtgeschichtlichen Kontext.
Im Jahresverlauf erinnert Chemnitz an verschiedene historische Ereignisse:
27. Januar - Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. In Chemnitz wird seit 1945 der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. 2005 erklärten die Vereinten Nationen den 27. Januar zum internationalen Holocaust-Gedenktag.
Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Mandatsträgern und Zeitzeugen wird mit Kranzniederlegung, Reden und musikalischen Beiträgen die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachgehalten. Aus der Geschichte zu lernen, um solche Gräueltaten in Zukunft zu verhindern sollte uns allen ein persönliches Anliegen sein.
Traditionell findet die Gedenkveranstaltung am Mahnmal im Park der Opfer des Faschismus statt, es wurde von dem Bildhauer Hanns Diettrich (1905-1983) geschaffen.
5. März – Chemnitzer Friedenstag
Der Chemnitzer Friedenstag stellt eines der dramatischsten Ereignisse der Stadtgeschichte in den Mittelpunkt und mahnt uns, wie wichtig Frieden ist.
Am 5. März 1945 wurde Chemnitz Ziel eines schweren Luftangriffs alliierter Bomber. Dieser Angriff, der 31 Minuten dauerte, zerstörte 80 Prozent der Innenstadt und kostete über 2.100 Menschen das Leben. Der Angriff war Teil einer Reihe von Bombenangriffen auf Chemnitz während des Zweiten Weltkriegs, die die Stadt schwer beschädigten und viele Opfer forderten.
Seit 2018 sammelt die Stadt Chemnitz Erinnerungen von Chemnitzer Zeitzeugen, die die Angriffe in Chemnitz erlebt haben. Neben mehreren Filmen sind auch viele bewegende, schriftliche Zeitzeugenberichte über diese Zeit entstanden.
Jährlich lädt der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze Zeitzeugen und Jugendliche am Vortag des Friedenstages zu einem gemeinsamen Kaffeetrinken ein.
ZeitzeugenberichteVerschiedenste Veranstaltungsformate umrahmen das Erinnern an diesem Tag.
8. Mai – Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus
Der 8. Mai 1945 markiert die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und damit das Ende der Kampfhandlungen in Europa.
Heute wird am 8. Mai als Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und als Beginn eines neuen friedlichen und demokratischen Deutschlands erinnert. In diesem Sinne wird er auch als Mahnung verstanden, die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht zu vergessen und sich aktiv für Frieden und Demokratie einzusetzen.
17. Juni – Jahrestag des Volkaufstandes in der DDR und Gedenken an die Opfer des Stalinismus
Mit einer öffentlichen Gedenkveranstaltung wird an den Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 in der DDR erinnert. Die Veranstaltung ist den Verfolgten und Opfern in der Sowjetischen Besatzungszone in den Jahren 1945 bis 1949 und späteren DDR sowie allen Opfern von stalinistisch geprägten Diktaturen nach 1945 gewidmet.
Sie findet an der Gedenkstele auf dem Areal gegenüber des Landgerichts (Hohe Straße 23) statt. Das 1999 dort aufgestellte Denkmal aus Halmstadt-Gneis trägt die Inschrift "Den Opfern der Gewaltherrschaft 1945 – 1989".
In direkter Nähe erinnert der Lern- und Gedenkort Kaßberggefängnis als einstiger Abwicklungsort des Häftlingsfreikaufs aufseiten des ostdeutschen Regimes an DDR-Unrecht und deutsche Teilung. https://gedenkort-kassberg.de/
9. November - Reichspogromnacht
Die Nacht vom 9. November 1938 gehört zu den schrecklichsten Momenten der deutschen Geschichte. In ganz Deutschland begingen Faschisten systematisch brutale Gewalttaten an Juden, zerstörten Geschäfte und Synagogen. Die Nacht markiert den Wendepunkt von der Diskriminierung hin zu Deportation und Ermordung. Auch in Chemnitz fanden in dieser Nacht brutale Übergriffe auf Juden statt und auch die Chemnitzer Synagoge auf dem Stephanplatz wurde zerstört.
Die Gedenkstele des Künstlers Volker Beier erinnert an den Brand der Chemnitzer Synagoge in der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10.11.1938. Sie befindet auf dem Standort der alten Synagoge, dem Stephansplatz. Am 13.11.1988 wurde die Gedenkstele geweiht. Neben dem deutschen Text, findet man noch den Schriftzug "Du sollst nicht töten" auf Hebräisch.
Stolpersteine

Mit den Stolpersteinen wird an Bürgerinnen und Bürger aus Chemnitz erinnert, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden.
Die zehn mal zehn Zentimeter großen Stolpersteine werden jeweils in den Bürgersteig vor dem Haus eingelassen, an dem die zu Ehrenden ihre letzte Adresse hatten. Auf der Messingplatte der Betonsteine sind Name und Lebensdaten der Opfer eingraviert. Wer sie im Vorübergehen sieht, soll im Geiste darüber stolpern, kurz innehalten und die Eingravierung lesen.
Die Initiative Buntmacher:innen und die AG Stolpersteine erinnern damit an die Gräueltaten der Reichspogromnacht und den darauf folgenden Völkermord an Millionen von Juden.
An verschiedenen Stolpersteinen werden sich Akteur:innen der Chemnitzer Zivilgesellschaft versammeln und an sogenannten Lichtpunkten gemeinsam an die Opfer der Pogromnacht erinnern.
Alle Standorte der Stolpersteine sind auf www.chemnitz.de/stolpersteine zu finden. Auf dieser Seite werden auch die Fotos der Aktionen veröffentlicht, ebenso in sozialen Kanälen der Stadt Chemnitz und der Buntmacher:innen mit dem Hashtag #lichterwege.