Stolpersteine in Chemnitz

Jacob Degen

Stolperstein für Jacob Degen
Foto: Stadt Chemnitz, Pressestelle

Jacob Degen

Geboren: 11.10.1900

Gestorben: 27.04.1940

 

Paten: Ralph und Dr. Andrea Pötzsch

Verlegeort:

Erich-Mühsam-Straße
 

Stolperstein-Verlegung am:

5. Dezember 2019

Lebensweg

Michael Degen, Schauspieler und Schriftsteller, verarbeitete in seinem ersten Roman »Nicht alle waren Mörder − Eine Kindheit in Berlin« (1999) das Schicksal eines Juden im NSStaat. Darin beschrieb er auch das furchtbare Schicksal seines Vaters. Der Handelsmann Jacob Degen wurde in der Gemeinde Lutowiska (Österr.- Polen) geboren. Am 11. Dezember 1922 vermählte er sich in Chemnitz mit Anna Rosalia Rudolf. Seine Braut stammte aus Lemberg, der Hauptstadt des einstigen österreichischen Kronlandes Galizien.

 

Im Ergebnis des Zerfalls der Habsburgermonarchie hatten die Eheleute zunächst die ukrainische Staatsangehörigkeit. Jacob Degen baute in Chemnitz einen Handel mit Trikotagenhandel auf. Die Eheleute lebten zunächst in Altchemnitz. Ihr Sohn Adolf erblickte Anfang 1924 das Licht der Welt. Seit Ende der 1920er Jahre wohnten die Eheleute auf dem Kaßberg. Im II. Obergeschoss des Mietshauses Hohenzollernstraße 18 fanden sie eine geeignete Wohnung. In der Folgezeit wurde mit Michael ihr zweiter Sohn geboren.

 

Im Jahr 1933 zog die mittlerweile staatenlose Familie nach Berlin-Tiergarten. Am frühen Morgen des 13. September 1939 wurde Jacob Degen von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt, wo er in den Folgewochen aufs Schwerste misshandelt wurde. Am 2. Februar 1940 wurde der Familienvater entlassen. An die beabsichtigte Auswanderung nach Schanghai war nicht mehr zu denken. Von den Verletzungen erholte sich Jacob Degen trotz intensiver Pflege nicht mehr. Michael Degen notierte dazu in seinem Roman: „Er starb nach zwei Monaten unter schrecklichen Qualen“ im Jüdischen Krankenhaus.

 

Jacob Degen wurde in einem Sarg, »der nur aus Brettern bestand«, auf dem Friedhof Heerstraße in Charlottenburg beigesetzt. Michael Degen zeigte sich im Vorjahr hocherfreut, als er von dem Vorhaben erfuhr, einen Stolperstein für seinen Vater in Chemnitz zu verlegen. Bereits im Berliner Ortsteil Moabit erinnert seit einigen Jahren ein Stolperstein an Jacob Degen.

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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