Stolpersteine in Chemnitz
Hermann und Rosa Brod
Verlegeort:
Ulmenstraße 44Stolperstein-Verlegung am:
5. Oktober 2020
Lebensweg
Die Eheleute Brod gehörten zu den Chemnitzer Juden, die mit Lebensmitteln handelten. Hermann Brod stammte aus Mariampol (heute Ukraine). Seine Eltern waren Nathan Brod und Helene Stretiner. Der Eierhändler Nathan Brod war mit seiner Familie Mitte der 1890er Jahre nach Leipzig gezogen. Um 1907 vermählte sich Hermann Brod mit Rosa Silberberg. Die Eheleute verlegten in dieser Zeit ihren Wohnsitz nach Chemnitz. Dort trat er in die Fußstapfen seines Vaters und eröffnete in der Innenstadt eine Eierhandlung.
In der Folgezeit erblickten drei Töchter das Licht der Welt: Ida, Jenny und Ruth. Brod konnte sich rasch in der hiesigen Geschäftswelt etablieren. Im Herbst 1914 erwarb er das Haus Holzmarkt 6 und verlegte auch sein Geschäft dahin. Ab 1917 wohnte die Familie im I. Obergeschoss des Hauses Ulmenstraße 44. Einige Jahre später ging dieses in den Besitz des Kaufmanns über.
In der Nachkriegszeit (1920) gab Brod sein Geschäft vorübergehend auf und versuchte sich als Strumpfwarenhersteller. 1925 hielt er die Zeit für gekommen, erneut eine Eierhandlung zu eröffnen. Ab 1930 belieferte Brod das Kaufhaus Schocken mit seinen Eiern. Brods Lebensmittelgeschäft war auch von den NSBoykottmaßnahmen vom 1. April 1933 schwer betroffen. Daher beschlossen die Eheleute, die Geschäfte aufzugeben und das Land zu verlassen. Zunächst lebten sie eine Zeit lang in Leipzig. Im Herbst 1936 wanderten sie nach Barcelona aus. Letztlich entschied sich das Ehepaar aber für ein Leben in Südfrankreich.
Ihr dortiger Neubeginn stand jedoch unter keinem guten Stern. Rosa Brod starb »unter tragischen Umständen« am 5. April 1937 in Luchon, wie ihr Ehemann in einem Nachruf für die »Jüdische Zeitung für Mittelsachsen« schrieb. Sie wurde auf einem Friedhof in Toulouse beigesetzt. Hermann Brod lebte weiterhin in Frankreich. Eine letzte Spur führt im August 1948 in die Gemeinde Castres in Okzitanien. Das Haus Ulmenstraße 44 wurde bei den Luftangriffen auf die Stadt am 3. März 1945 zerstört.
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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