Stolpersteine in Chemnitz
Lebensweg
Der frühere Stadtverordnete Fritz Johannes Matschke wurde in einer kinderreichen Familie in Chemnitz geboren. Bereits als Kind erlebte er Not und Elend im Elternhaus. Nach dem Besuch der Andréschule erlernte er in der Werkzeugfabrik H. F. Schnicke den Beruf eines Eisendrehers. Noch als Lehrling wurde er Mitglied des Deutschen Metallarbeiterverbandes (DMV). Bereits 1919 trat er in die KPD ein. In dieser Zeit unterstützte er als Kassierer auch die Arbeit der Roten Hilfe Deutschlands (RHD), einer KPD-nahen Hilfsorganisation. In der Firma Schnicke wurde er Vertrauensmann des DMV und Mitglied des Betriebsrates.
Seit Mitte der 1920er Jahre wohnte Fritz Matschke mit seiner Ehefrau Rosa in einem Mietshaus auf dem vorderen Kaßberg. Mitten in der Weltwirtschaftskrise schloss er sich der Revolutionären Gewerkschafts-Opposition (RGO) an, die die KPD gegründet hatte, um aus dem DMV ausgeschlossenen Gewerkschaftern eine neue Plattform zu bieten. Als Hauptkassierer engagierte er sich bis Juni 1933 innerhalb der Erwerbslosen- RGO der IG Metall. Bei den Wahlen am 13. November 1932 wurde er für die KPD in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Aufgrund seiner politischen Tätigkeit wurde Matschke im Juni 1933 in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Sachsenburg überführt.
Nach seiner Rückkehr Ende Mai 1934 arbeitete er als Dreher in der Gießerei Gustav Krautheim in Borna. Unter seiner Führung entstand in dem Betrieb eine Widerstandsgruppe, die u. a. Flugblätter verteilte, russischen Kriegsgefangenen half und sich an der Sabotage der Rüstungsproduktion beteiligte. Bereits im Januar 1945 hatte die Gestapo Matschke zum Verhör bestellt, doch er wurde wieder freigelassen. Am 2. März 1945 wurde er erneut verhaftet. Nach endlosen Verhören wurde er in das KZ Flossenbürg eingeliefert. Von dort wurde er am 16. April 1945 auf den berüchtigten Todesmarsch nach Dachau geschickt. An Typhus erkrankt, starb Fritz Matschke wenige Tage vor Kriegsende im dortigen Krankenrevier.
Eine Gedenktafel am linken Torbogen des einstigen Hauses Reichsstraße 69 erinnerte bis in die 1990er Jahre an Fritz Matschke. Seit dem 27. Januar 2020 gedenkt eine Messingtafel im Rathaus der zehn früheren Stadtverordneten, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Auf der Tafel befindet sich auch Matschkes Name.
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
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