Stolpersteine in Chemnitz

Jacob, Jenny und Werner Ludwig Metsch

Foto: Stadt Chemnitz Pressestelle

Jacob Metsch

Geboren:                     19.11.1880

Gestorben:      nach dem 10.05.1942

 

Patin:              Susen Döbelt

 

Jenny Metsch, geb. Kupferberg

Geboren:                     21.12.1895

Gestorben:      nach dem 10.05.1942

 

Patin:              Astrid Günther und Stefan Nobis

 

Werner Ludwig Metsch

Geboren:                     21.02.1924

Gestorben:      nach dem 27.02.1943

 

Pate:               Peer Fiedler

Verlegeort:

Stollberger Straße 25
 

Stolperstein-Verlegung am:

6. Mai 2021

Lebensweg

Das Ehepaar Metsch wurde 1942 in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert.
Foto: Peter J. Morgan

Der Kaufmann Jacob Metsch stammte aus Czernowitz, der Hauptstadt der früheren Kulturlandschaft Bukowina in der heutigen Ukraine. Ab dem Jahr 1916 lebte er in Chemnitz. Er war Abteilungsleiter im Warenhaus H. & C. Tietz und dort für Leder-, Schreibund Galanteriewaren verantwortlich. Am 28. Juli 1919 vermählte er sich mit Jenny Kupferberg, der Tochter der Kaufmannsleute Max und Bertha Kupferberg.

 

Die Eheleute Metsch hatten zwei Söhne: Heinz Bernhard und Werner Ludwig. Die Familie wohnte bis 1936 im Haus Pornitzstraße 1, bevor sie auf dem Kapellenberg in der Stollberger Straße 39 ein neues Heim fand. Jenny Metsch engagierte sich besonders nach 1933 für die Belange von jüdischen Frauen. Deshalb wurde sie im Juni 1938 in den letzten Vorstand der Chemnitzer Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes gewählt. Während der Novemberpogrome 1938 wurde Jacob Metsch in »Schutzhaft« genommen und in das Sonderlager in Buchenwald verschleppt. Nach seiner Rückkehr am 16. Dezember 1938 bereitete er die Auswanderung vor: Im Juni 1939 wollte er mit seiner Ehefrau und dem jüngeren Sohn nach Shanghai emigrieren. Die Fahrkarten waren schon angezahlt.  

 

Am 15. April 1942 wurden die Eheleute gezwungen, in das „Judenhaus“ Apollostraße 18 umzuziehen. Am 10. Mai 1942 wurden Jenny und Jacob Metsch in das Ghetto Belzyce bei Lublin deportiert.  

 

Werner, ein begabter Kunstschmied, setzte seine berufliche Ausbildung nach 1939 in den Jüdischen Lehrwerkstätten in Hamburg fort. Nach deren Schließung kehrte er nach Chemnitz zurück, wo er ab dem 18. November 1941 für die Firma E. & F. Barthel in Altchemnitz Zwangsarbeit verrichten musste. Am 27. Februar 1943 wurde Werner Metsch – gemeinsam mit Justin Sonder – über das Lager Hellerberg bei Dresden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.  

 

Bernhard konnte im April 1939 nach England auswandern. Zu Beginn des Krieges wurde er als »feindlicher Ausländer« von den Militärbehörden eingesperrt. Nach seiner Entlassung wurde er Soldat der britischen Streitkräfte und änderte seinen Namen deshalb in Henry Bernard Morgan. Im September 1944 vermählte er sich in Leicester. Nach Kriegsende lebte er mit seiner Frau in Manchester, wo ihre Kinder Peter und Judith geboren wurden. Henry B. Morgan starb im August 1995. Sein Sohn Peter Morgan begrüßt die Verlegung der Stolpersteine in Chemnitz.

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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