Stolpersteine in Chemnitz

Gerhard Rothe

Gerhard Rothe 
Geboren: 04.01.1929
Gestorben: 01.10.1940

Verlegeort:

Gustav-Adolf-Straße 40

 

 

Stolperstein-Verlegung am:

20. September 2025

Lebensweg

Alexander Gerhard Rothe war einer der über 70.000 Menschen, die im NS-Staat aufgrund von psychischen Krankheiten oder Behinderung in einer der „Euthanasie“-Anstalten in den Jahren 1940/41 ermordet wurden. 

Er wurde als Sohn der Eheleute Horst Alexander Rothe und Wella Ernestine Krämer in Chemnitz geboren. Sie wohnten im Ortsteil Altendorf. Sein Vater war von Beruf Kaufmann. Gerhard hatte noch eine ältere Schwester (1923−2016). Die Eltern erzogen die Kinder in evangelisch-lutherischer Tradition. 

Gerhard erkrankte bereits im frühesten Kindesalter. Im Alter von einem Dreivierteljahr traten Krampfanfälle auf. Er verdrehte oft die Augen und zuckte wiederholt im linken Arm. Sein Zustand verschlechterte sich im zweiten Lebensjahr. Die Diagnose lautete – laut damaligem Sprachgebrauch - „Idiotie und Encephalitis“. Gerhard war kaum in der Lage zu sprechen. Er konnte nur das Wort „Papa“ klar aussprechen. Trotz Krankheit wurde das Kind zunächst als „erziehungsfähig“ eingestuft. Sein Vater wurde als Pfleger eingesetzt. Im Frühjahr 1932 verlor dieser seine Arbeit. 

Aufgrund des unheilbaren Gesundheitszustandes wandte sich der Vater im Juni 1932 an das Jugend- und Wohlfahrtsamt der Stadt. Daraufhin wurde Gerhard am 24. Juni 1932 in der Nervenheilanstalt in Chemnitz von dem Assistenzarzt Dr. Anton Schücker untersucht. Dieser empfahl die Unterbringung in eine Heil- und Pflegeanstalt.

Am 12. Juli 1932 wurde Gerhard in die „Anstalt Katharinenhof in Großhennersdorf“, die einst als „Königlich Sächsische Landesanstalt für schwachsinnige Kinder“ gegründet worden war, aufgenommen. Die Stadt Chemnitz übernahm die anfallenden Pflegekosten.

Am 10. März 1933 wurde von den behandelnden Ärzten in Großhennersdorf ein „Brief über die Entwicklung des Kindes“ verfasst. Damit waren auch der Vater, der mittlerweile als Dekorateur tätig war, bzw. die Mutter im Bilde, dass mit einer Verbesserung des Gesundheitszustandes ihres Sohnes nicht zu rechnen war. Alexander Rothe, der Vater, verstarb am 12. September 1934 in Chemnitz. 

Am 27. September 1940 wurde Gerhard Rothe in eine „Zwischenanstalt“ überführt, und zwar in die Landes- und Heilanstalt Großschweidnitz. Von dort wurde er am 1. Oktober 1940 zusammen mit 63 weiteren Patienten „auf Anordnung des Reichs-Verteidigungs-Kommissars vom 29. Mai 1940“ laut Patientenbegleitkarte „im Sammeltransport verlegt“. Mit dieser unklaren Angabe wurde von der Zentraldienststelle der „Aktion T4“, die in Berlin, Tiergartenstraße 4 ihren Sitz hatte, der Bestimmungsort verschleiert. Tatsächlich wurden die Kranken in die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein gebracht, um dort noch am selben Tag mit Gas ermordet zu werden. Zur weiteren Verschleierung der Todesumstände wurde den Angehörigen von der „T4“-Zentrale eine Sterbeurkunde mit falschen Angaben übermittelt. Demnach starb Gerhard Rothe am 11. Oktober 1940 in Hartheim (Oberdonau), wo sich seit Mai 1940 ebenfalls eine Tötungsanstalt befand. 

Die Urne mit der vermeintlichen Asche wurde auf Wunsch der Mutter nach Chemnitz versandt und am 11. November 1940 auf dem Friedhof St. Matthäus im Ortsteil Altendorf beigesetzt. 

Autor: Dr. Jürgen Nitsche

Stolpersteine in Chemnitz

Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.

Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.

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