Stolpersteine in Chemnitz
Verlegeort:
Kopernikusstraße 16Stolperstein-Verlegung am:
5. Oktober 2020
Lebensweg
Der Handelsvertreter Gustav Glaser erblickte in Lindenberg b. Berlin (heute OT der Gemeinde Ahrensfelde) das Licht der Welt. In den 1920er Jahren verlegte er seinen Wohnsitz nach Siegmar- Schönau. Als ehemaliger Weltkriegsteilnehmer engagierte er sich in dieser Zeit innerhalb des Sportklubs „Schild“, der vom Reichsbund jüdischer Frontsoldaten gegründet worden war. Am 24. Mai 1928 vermählte sich Glaser mit der technischen Zeichnerin Martha Paula Leißner, die aus einer protestantischen Fabrikantenfamilie in Chemnitz stammte. Ihre Ehe blieb kinderlos.
Die NS-Machtübernahme hatte auch für die Eheleute Folgen. Gustav Glaser durfte nicht mehr als Handelsvertreter tätig sein. Eine landwirtschaftliche Umschulung sollte ihm 1939 helfen, das Land zu verlassen. Er hatte damals die Absicht, mit seiner Ehefrau nach Südamerika auszuwandern. Er war sogar bereit, nach Schanghai zu emigrieren.
Doch die Pläne zerschlugen sich. Die Eheleute mussten ihre Wohnung in Schönau aufgeben und wurden bei dem ehemaligen Fabrikanten Hugo Sussmann einquartiert. Für das Städtische Gartenamt musste Gustav Glaser fortan Zwangsarbeit leisten. In dieser Eigenschaft war er u. a. für die „Pflege“ des Jüdischen Friedhofes in Altendorf verantwortlich.
Ab Juni 1940 wurde er zudem auf Antrag der Privaten Jüdischen Volksschule, deren Unterricht teilweise auf dem Gemeindefriedhof stattfand, als »Turnlehrer« eingesetzt. Nach deren Schließung im Sommer 1942 wurde er von den NS-Behörden zur Zwangsarbeit in der Lampenfabrik E. F. Barthel verpflichtet.
Ende 1944 wurden die Eheleute gezwungen, in das „Judenhaus“ Hermann-Fischer- Straße 5 (ehemals Zimmerstraße) in der Innenstadt zu ziehen. Von dort aus sollte Gustav Glaser zusammen mit weiteren 56 Juden aus dem Regierungsbezirk (darunter Siegmund Rotstein sel. A.) am 14. Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert werden. Er war jedoch der einzige, der nicht zu dem angeblichen „Arbeitseinsatz“ im Innenhof der Staatlichen Akademie für Technik erschien. Aus Angst vor der „ungewissen Zukunft“ vergiftete er sich am frühen Abend in seiner Zwangsunterkunft. Aus Liebe folgte Martha Glaser ihrem Ehemann in den Tod. Ihre sterblichen Überreste wurden am 18. Februar 1945 im Krematorium eingeäschert. Ob die Urnen auf dem Städtischen Friedhof in Bernsdorf beigesetzt wurden, kann angesichts der damaligen Luftangriffe nur vermutet werden.
Stolpersteine in Chemnitz
Es ist ein Projekt gegen das Vergessen: in Chemnitz werden seit 2007 jährlich Stolpersteine verlegt.
Eingelassen in den Bürgersteig, erinnern die Gedenksteine an tragische Schicksale von Mitbürgern, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden.
mehr