Igelschutz
Chemnitz sucht den Igel
Aufruf zur Meldung von Igel-Beobachtungen in Chemnitz
Der Igel lebt in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, doch trotz seiner großen Beliebtheit werden Igel-Beobachtungen immer seltener. Das liegt zum einen an seiner dämmerungs- und nachtaktiven Lebensweise. Zum anderen sind die Igelpopulationen in ganz Europa stark zurückgegangen. Auf der 2024 aktualisierten internationalen Rote Liste wird der Igel erstmal als “potenziell gefährdet” eingestuft.
Die Ursachen für den Rückgang des Igels sind vielfältig. Einer der wichtigsten Gründe sind neben den Verkehrsopfern vor allem fehlende Insekten als Hauptnahrungsgrundlage.
Aber auch der Lebensraumverlust durch Mangel an Versteckmöglichkeiten und zu intensive Gartenpflege und den nächtlichen Einsatz von Mährobotern führt zum Rückgang des Igels.
Um die Ursachen des Rückgangs zu erkennen und um Schutzinitiativen zu verbessern, ist es wichtig einen guten Überblick über die Igelpopulation der Stadt Chemnitz zu haben.
Bitte helfen Sie mit und melden Sie Ihre Igel-Beobachtungen.
Hinweise
- Bitte verzichten Sie darauf, Ihren Igel mit Blitz zu fotografieren.
- Bitte melden Sie den Igel aus Ihrem Garten nicht mehrfach.
- Eine Markierung der Tiere zur besseren Unterscheidung ist nicht erlaubt. In unseren Auswertungen werden wir Doppelmeldungen berücksichtigen.
Schutz von Igeln
Mähroboter: Große Verletzungsgefahr für Igel
Mähroboter sind für so manchen Gärtner ein Traum von einem grünen und gepflegten Rasen und werden immer beliebter. Dieser Traum kann jedoch für Igel und andere heimische Kleintiere schnell zum Albtraum werden. Für uns Menschen ist der lautlose Mähroboter sehr praktisch, für Igel aber oft tödlich, besonders wenn die Geräte in der Dämmerung oder nachts zum Einsatz kommen.
Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv und damit besonders gefährdet, da sie keine Fluchttiere sind. Stattdessen rollen sie sich zusammen und vertrauen auf den Schutz ihrer Stacheln. Oft kommt es zu schweren Schnittverletzungen oder abgetrennten Gliedmaßen, welche nicht selten auch zum Tod führen. Ein weiteres Problem: Viele Mähroboter-Modelle erkennen Kleintiere nicht ohne vorherige Berührung. Entgegen der Angaben vieler Hersteller zeigen wissenschaftliche Untersuchungen des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, dass die Mähroboter erst stoppen und abdrehen, wenn sie in direkten Kontakt mit den Igeln kamen. Die Stiftung Warentest kam im letzten Mähroboter-Test (04/2024) auf ein ähnliches Ergebnis.
Artenschwund durch übermäßige Grünpflege
Nicht nur Mähroboter sind für Tiere gefährlich, sondern auch Fadenmäher, Freischneider und Motorsensen, die für den Beschnitt von Rasenkanten oder unter Büschen und Hecken eingesetzt werden. An diesen Stellen ziehen sich insbesondere Igel tagsüber zum Schlafen zurück.
Häufiges Mähen, Freischneider und Laubbläser gefährden außerdem die Artenvielfalt im Garten: Amphibien, Insekten und Spinnentiere werden regelrecht geschreddert, verwirbelt oder eingesaugt. Bei häufiger Mahd verschwinden heimische Wildkräuter und Insekten finden keine Nahrung mehr. Das stellt auch den Igel vor Herausforderungen bei der Nahrungssuche. Oft muss er weite und gefährliche Strecken zurücklegen, um sich genug Fettreserven für den Winterschlaf anzufressen.
Igelfreundlicher Garten
Der heimische Garten ist nicht nur eine Erholungsfläche für Menschen, er kann auch einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Mit einer bewussten Herangehensweise können Sie Ihren Garten pflegen und gleichzeitig unseren heimischen Wildtieren einen Lebensraum bieten.
Wenn Sie Igel und Co. helfen wollen, können Sie Ihren Garten mit den nachfolgenden Tipps „igelfit“ machen.
Ab Anfang Oktober beginnen die Igel sich einen Unterschlupf für den Winterschlaf zu suchen. Dazu brauchen sie einen sicheren, geschützten Ort. Dabei lieben Igel unaufgeräumte Gärten.
Lassen Sie Laub, Totholz- und Reisighaufen im Herbst liegen oder legen Sie einen Haufen bewusst an. Suchen Sie dazu eine Ecke in Ihrem Garten, die ruhig und nicht penibel aufgeräumt ist. Denken Sie außerdem daran, liegengebliebene Reisig- und Laubhaufen nicht abzubrennen.
Igel legen nachts weite Wegstrecken zurück. Igelmännchen wandern zur Paarungszeit bis zu 5 Kilometer in einer Nacht, um das passende Weibchen zu finden. Auch zur Futtersuche werden Strecken bis zu 1,5 Kilometern zurückgelegt.
Schaffen Sie frei passierbare Durchgänge in Form von Hecken oder Holzzäunen zu den Nachbargrundstücken und verzichten Sie auf Stacheldraht, Vogelnetze oder Maschendrahtzäune, in denen sich die Igel verfangen könnten. Auch hohe Treppenabsetze zum Kellereingang können zur Falle werden – hier kann man die Treppenabstände durch Ziegelsteine verkürzen.
Die Hauptnahrung des Igels sind neben Regenwürmern, Tausendfüssern und Schnecken vor allem Insekten. Doch Insekten werden immer weniger. Oft sind Grünflächen insektenfeindlich gestaltet: Es werden Pestizide eingesetzt oder es gibt nur akkurat gepflegte, kurz getrimmte Rasenflächen. Wo Insekten keine Nahrung und Unterschlupf finden, wird man auch keine Igel antreffen.
Legen Sie eine Hecke mit heimischen Sträuchern an. Gestalten Sie Ihre Bepflanzung abwechslungsreich und achten Sie auf heimische Stauden und Gehölze. Statt eines kurzgeschorenen „englischen“ Rasens empfiehlt sich eine Blühwiese, die nur 2-3 mal im Jahr abschnittsweise gemäht wird. Nutzen Sie dazu einen Teil Ihres Gartens, der etwas abseits liegt oder wenig genutzt wird. So locken Sie nicht nur den Igel, sondern auch viele Insekten und Vögel in Ihren Garten.
Igel sind Wildtiere und in aller Regel nicht auf unsere Hilfe angewiesen. Haben Sie einen naturnahen, insektenfreundlichen Garten wird der Igel genug Nahrung finden. Bei vielen Igelfreunden besteht der Wunsch, die knappe Insektennahrung durch angebotenes Ersatzfutter auszugleichen. Bedenken Sie aber, dass die Futterplätze auch gern von anderen Tieren (zum Beispiel fremden Katzen, Waschbären, Füchsen) genutzt werden.
Igel sollten nur kurzfristig zur Überbrückung mit Ersatzfutter gefüttert werden, wenn kein natürliches Futter mehr gefunden wird. Dann sollte ausschließlich Katzen-Nassfutter, kein Hundefutter gefüttert werden. Futter- und Wasserstellen müssen regelmäßig gesäubert werden, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Bitte bedenken Sie, dass Katzenfutter sich stark von der natürlichen proteinreichen Insektennahrung unterscheidet und langfristig zu Krankheiten beim Igel führt.
Verzichten Sie unbedingt auf Gifte und Chemie in Ihrem Garten. Nutzen Sie natürliche Jauchen zum Vertreiben von Schädlingen. Setzen Sie Schneckenkorn niemals flächendeckend, sondern gezielt an den von Schnecken bevorzugten Pflänzchen ein. Achten Sie beim Kauf auf Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat, Präparate mit dem Wirkstoff Metaldehyd können für Igel gefährlich werden.
Kontrollieren Sie Heckensäume und hohe Grasränder bevor Sie mit Freischneider oder Rasenmäher arbeiten und verzichten Sie auf Laubbläser. Für alles gilt: weniger ist mehr. Belassen Sie wilde Ecken in Ihrem Garten. Samenstände abgeblühter Stauden dürfen bis zum nächsten Frühjahr im Beet stehen bleiben.
Allgemeinverfügung zum Nachtfahrverbot von Mährobotern
Gültig seit 12. Juni 2025
Um den Schutz von Igeln zu gewährleisten, hat die Stadt Chemnitz den Betrieb von Mährobotern in der Nacht eingeschränkt. Die Allgemeinverfügung ist seit 12. Juni 2025 in Kraft getreten.
In verschiedenen europäischen Ländern wurde in den letzten Jahrzehnten eine Bestandsabnahme des Europäischen Igels (Erinaceus europaeus) beobachtet. Früher überall zahlreich vertreten, zeichnet sich auch für Deutschland ein erheblicher Rückgang ab. Deshalb wurde der Igel 2020 erstmals in die Rote Liste der Säugetiere aufgenommen.
Grundlage für die Allgemeinverfügung bilden das Bundesnaturschutzgesetz sowie das Sächsische Naturschutzgesetz. Demnach dürfen Mähroboter eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang nicht mehr betrieben werden. Die Einschränkung gilt bis eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang des Folgetages. Genaue Angaben zu den Dämmerungszeiten in Chemnitz sind beispielsweise auf der Website wetterdienst.de abrufbar.
Kontrollen zur Einhaltung des Verbotes zur nächtlichen Inbetriebnahme von Mährobotern erfolgen im Rahmen anlassbezogener und präventiver Streifentätigkeit des Außendienstes. Hinweise zu Verstößen gegen die geltende Allgemeinverfügung können außerdem an das Umweltamt unter der Nummer 0371 488-3602 oder 0371 488-3603 oder per E-Mail gemeldet werden.
Nach Auskunft von drei Tierrettungs- und Pflegestellen im Stadtgebiet Chemnitz ist eine drastische Zunahme der Igel-Pflegefälle in den letzten 3 Jahren zu verzeichnen. Die Anzahl der Pflegefälle mit Schnittverletzungen hat sich 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Von einer deutlich höheren Dunkelziffer wird ausgegangen, da sich verletzte Igel in der Regel verkriechen und deshalb nicht aufgefunden werden oder die Kadaver von anderen Tieren gefressen werden.
Werden besonders geschützten Arten, wie etwa der Igel, verletzt oder gar getötet, kann dies mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden. Handelt es sich bei dem verletzten oder getöteten Tier um eine streng geschützte Art (zum Beispiel, Knoblauchkröte, Kammmolch oder Springfrosch) und ist Vorsatz nachweisbar, kann dies mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden.