Chemnitzer Zeitzeugen: Wolfgang Sandig

Wolfgang Sandig
Foto: Franziska Kurz

Dresden war ja im Februar schon kaputtge­macht worden und die Angst schwebte in uns – in allen eigentlich – jetzt könnten wir dran sein. Und es war dann auch so.

Meine Großeltern, eine Tante und ein Onkel waren an diesem Tag in der Hainstraße, also von uns gar nicht so weit entfernt. An dem 5. März ist dort eine Luftmine reingeflogen; eine richtige Luftmine hat die ganze Villa zerrupft. Wir sind nach dem Angriff dorthin und haben dann auch meine Großeltern und meinen Onkel identifizieren müssen. Alle drei waren tot. Meine Eltern waren total er­schüttert. Und wenn man da als neunjähriger Junge danebensteht und so die Reaktionen sieht ... Ich weiß noch, wie da mein Vater den Kopf senkte.

Ich gehe jedes Jahr am 5. März dorthin, ver­neige mich kurz und betrachte die Frühblüher – ganz bescheidene kleine Blümchen, so wie meine Großeltern auch waren.

 

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre "Der ewige März - Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg"
Foto: Stadt Chemnitz

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb