Chemnitzer Zeitzeugen: Manfred Schumann

An meinem 9. Geburtstag, am 6. Februar 1945, musste ich zum ersten Mal einen Bombenangriff miterleben. Die Familie saß gerade an der Geburtstagstafel mit einer Torte als die Sirenen ertönten. Die Familie flüchtet in den Keller. Sie hatten noch Glück und das Haus wurde beschädigt, aber nicht zerstört. Die Familie ging wieder zurück in die Wohnung und meine Mutter nahm einen kleinen Besen und fegte den Ziegelstaub von der Geburtstagstorte und sie wurde dann komplett schnell aufgegessen, bevor vielleicht wieder die Sirenen ertönen. Ersatz hätte man in dieser Zeit nicht backen können, weil es nur wenige Zutaten gab.

Der 5. März ist für mich auch ein besonderer Erinnerungstag an ein liebes Familienmitglied, meiner Tante Rosa. Die jüngere Schwester meiner Mutter. Sie war 1945 gerade 21 Jahre alt geworden. Sie hatte selbst noch keine Kinder und keinen Mann. Sie lebte nur ein paar Häuser weiter. Aber jeden Tag war sie da und betreute mich und meine Schwester. Sie war ein liebgewonnenes Familienmitglied. Sie spielte mit mir und scherzte mit mir trotz der schweren Zeit. Am 5. März 1945 war sie nicht bei uns geblieben. Den schlimmen Bombenangriff überlebte sie nicht. Ihr Wohnhaus wurde getroffen. Ich habe sie nie mehr wiedergesehen.

Als meine Tochter dann im Jahr 1999 schwanger war und im Februar ein kleines Mädchen bekam, gab sie ihr den Namen Rosa. Das war für mich ein besonderes Geschenk.
 

Zeitzeugen-Broschüren

Der ewige März

Titelbild der Broschüre "Der ewige März - Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg"
Foto: Stadt Chemnitz

Erinnerungen an eine Kindheit im Krieg


Die letzten Zeugen

Als das alte Chemnitz im Bombenhagel starb