Verwaltungsstandorte ziehen in ehemaligen Kaufhof
Ämter aus dem Moritzhof und der Alten Post ziehen in ehemaliges Galeria-Kaufhaus

Der Chemnitzer Stadtrat hat am 29. Janaur 2025 in nicht-öffentlichen Sitzung mit einem Grundsatzbeschluss die Stadt Chemnitz beauftragt, aus den Verwaltungsstandorten Moritzhof und Alte Post aus- und umzuziehen. Demnach soll die Stadt Chemnitz mit der Krieger-Gruppe einen Mietvertrag abschließen, damit die Ämter aus diesen beiden Objekten in das Gebäude der ehemaligen Galeria Kaufhof einziehen können. Der Mietvertrag soll eine Dauer von 15 Jahren haben mit einer Verlängerungsoption von fünf Jahren.
Im Jahr 2028 laufen sowohl für den Verwaltungsstandort Moritzhof als auch für den Standort Alte Post die Mietverträge aus. Deshalb hat die Stadt Chemnitz im Sommer des vergangenen Jahres ein Mietgesuch veröffentlicht, auf das sich mehrere Bewerber gemeldet haben.
In mehreren nicht-öffentlichen Sitzungen haben sich die Stadträte mit dem Thema und den von der Stadt Chemnitz vorgeschlagenen Alternativen beschäftigt.


Das vorgelegte Konzept für das ehemalige Kaufhaus am Neumarkt bietet einen modernen und nachhaltigen Verwaltungsstandort in den oberen Stockwerken, der zugleich ein kommunales Dienstleistungsangebot noch näher in das Zentrum der Stadt rückt. In den unteren beiden Etagen wird es Gastronomie und Einzelhandel geben. Damit erhält das zentralste Gebäude der Stadt eine multifunktionale Nutzung sowie einen repräsentativen Charakter mit einer ganzheitlichen Nutzung aller Etagen. Ein Leerstand an exponierter Stelle, der aufgrund der Komplexität und Größe des Gebäudes erheblichen Einfluss auf das Stadtbild hätte, konnte so abgewendet werden.
Der neue Standort in direkter Nähe zum Rathaus verbessert auch die Vernetzung innerhalb der Stadt Chemnitz. Wege zwischen den Fachämtern verringern sich im Vergleich zum aktuellen Standort Moritzhof. Mit der Zentralhaltestelle in unmittelbarer Nähe besteht eine für Besucher:innen wie auch die Mitarbeiter:innen ideale Anbindung an den ÖPNV. Zugleich kann diese zentrale Lage dafür sorgen, dass Nutzer:innen des Gebäudes die Innenstadt für weitere, vielfältige Anlässe nutzen.
Fragen und Antworten
Die 6 Millionen Euro Mehrkosten beziehen sich auf die Mietdauer von 15 Jahren. Das bedeutet, dass die Stadt Chemnitz pro Jahr 400.000 Euro mehr Kaltmiete zahlen muss als beim billigsten Anbieter. Dies betrifft aber nur den reinen Mietpreis.
Es gibt weitere wesentliche Aspekte, die in die Entscheidung der Stadträte mit eingeflossen sind: so ist das Kaufhof-Gebäude nach dem Umbau energetisch besonders hochwertig, es entspricht der Effizienzgebäude-Stufe KfW 55.
Damit kommt es zu deutlich geringeren Nebenkosten als zum Beispiel bei Bestandsgebäuden, welche die KfW-Effizienzklasse 55 nicht umsetzen können. Die Jahreskosten für Wärme werden für das Kaufhof-Gebäude in Höhe von ca. 55.000 Euro prognostiziert. Im Vergleich dazu zahlt die Stadt Chemnitz im jetzigen Mietobjekt Moritzhof im Jahr ca. 181.000 Euro für die Wärme. Zudem wären zum Beispiel im Moritzhof aufgrund des enormen Sanierungsrückstaus (das Gebäude ist 28 Jahre alt) zahlreiche weitere umfangreiche Ertüchtigungen notwendig, die dann auch auf die Kaltmiete umgelegt würden.
Die beiden Entscheidungen – zum einen Mietvertrag und zum anderen Maßnahmen der Konsolidierung – haben nichts miteinander zu tun. Als Arbeitgeber muss die Stadt Chemnitz ihren Angestellten grundsätzlich Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Diese Kosten sind im laufenden Haushalt enthalten, da die Stadt auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt Mietzahlungen leistet. Mietzahlungen für den Kaufhof fallen übrigens erstmalig 2028 an. Es kommt zu keiner doppelten Ausgabe.
Unabhängig davon sind fast alle Städte in Deutschland von großen Finanzlöchern in ihren Haushalten betroffen, weil Bund und Land immer mehr Leistungen an die Kommunen abgeben, aber nicht entsprechende Mittel dafür bereitstellen. Deshalb ist jetzt auch Chemnitz gezwungen, ernsthafte Sparanstrengungen zu unternehmen, um aus eigener Kraft heraus handlungsfähig zu bleiben.
Die Mietverträge im Moritzhof und in der Alten Post laufen rechtlich verbindlich zum 31. Juli 2028 aus und können nicht mehr verlängert werden. Deshalb musste eine Neuausschreibung stattfinden, bei der mehrere Angebote abgegeben wurden. Darunter auch der Eigentümer des Moritzhofes.
Wenn die Stadt Chemnitz mit ihren Ämtern aus dem Moritzhof auszieht, liegt es in der Verantwortung des Eigentümers, wie die Räume weiter genutzt und vermietet werden können. Der Auszug des Technischen Rathauses aus dem Gebäude in der Annaberger Straße und die aktuelle Wiedervermietung des Objektes zeigt, dass Bürogebäude nachgenutzt werden können.
Ganz bewusst wurden mehrere Kriterien (nicht nur der Preis) der Entscheidung zugrunde gelegt, da es sich hier um eine wichtige strategische Entscheidung der Stadt handelt. Die Angebote wurden nach vier übergeordneten Kriterien mit zahlreichen Unterparametern bewertet.
- Das Kriterium Wirtschaftlichkeit ging zu 40 Prozent in die Wertung ein und beinhaltet nicht nur den reinen Mietpreis, sondern auch auf einmalige und sonstige Kosten sowie besondere Leistungen der Bieter.
- Das Kriterium Umsetzung der städtischen Forderungen bezieht sich auf die Punkte Raumplanung, Umsetzung der Anforderungen an einen Bürgerservice für die nächste 20 Jahre, das geforderte energetische Niveau (und damit die langfristig zu erwartenden Nebenkosten) und die Bürgerfreundlichkeit. Es ging zu 30 Prozent in die Gesamtwertung ein.
- Das dritte Kriterium Umsetzung der Angebote ging zu 20 Prozent in die Wertung ein und betrachtet, wie realistisch das Angebot umzusetzen ist und wie wenig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Bürgerinnen und Bürger durch die Umsetzung eingeschränkt werden.
- Das letzte Kriterium bildet die Städtebauliche Bewertung ab und ging zu 10 Prozent in die Gesamtwertung ein. Es betrachtet die Punkte Lage der Immobilie, Anbindung an den ÖPNV und die Vermeidung von Leerstand. Durch seine Lage ist es sehr gut an den ÖPNV angeschlossen, das Parkhaus bietet perfekte Möglichkeiten für die Erreichbarkeit mit dem eigenen Auto. Außerdem werden durch die Nähe zum Rathaus, Bürgerhaus am Wall und Technischen Rathaus die Wege zwischen den Verwaltungen verkürzt.
Bereits seit 2021 wurde in den Ausschüssen des Stadtrates über die Optionen nach Auslaufen des Mietvertrages im Moritzhof beraten und diskutiert. Dabei stand u.a. auch ein Neubau im Raum.
Die aktuelle Beschlussvorlage an den Stadtrat wurde wie alle anderen Beschlussvorlagen auch in den zuständigen Ausschüssen vorberaten. Alle erforderlichen Informationen und Daten zur Entscheidungsfindung standen den Stadträtinnen und Stadträten transparent und umfassend zur Verfügung. Auch Akteneinsicht wurde gewährt. Die Änderungswünsche, die sich aus den Ausschüssen heraus ergeben haben, wurden in die Beschlussvorlage der Verwaltung eingearbeitet und den Fraktionen vor der Stadtratssitzung ausgereicht.
Da es sich bei den verschiedenen Angeboten um wirtschaftlich sensible Daten von Anbietern handelt, wurde die Beschlussvorlage immer nichtöffentlich beraten und beschlossen. Wenn man die genauen Zahlen aus den Angeboten öffentlich behandeln würde, könnten den potentiellen Vermietern möglicherweise wirtschaftliche Nachteile entstehen. Dies ist gesetzlich vorgeschrieben. Daher dürfen die konkreten Angebotsinformationen nicht für alle bekanntgegeben werden.
Durch die Schließung der Galeria Karstadt Kaufhof droht an prominenter Stelle direkt in der Innenstadt von Chemnitz der Leerstand eines stadtbildprägenden Gebäudes. Mit der vorgesehenen Kombination aus Einzelhandel und Gastronomie in den unteren beiden Etagen und dem Einzug der Ämter in die Etagen 2 bis 4 wird dieser Leerstand vermieden, das Gebäude zukünftig multifunktional und ganzheitlich genutzt.
Die schnelle Perspektive nach dem Aus für Galeria Kaufhof ist ein wichtiges Signal für andere Mieter und Geschäfte in der Innenstadt, da besonders Handel und Gastronomie von einer hohen Besucherfrequenz abhängig sind.