Frei-Otto-Park

Große Holz-Pergola mit langer Sitzbank im grünen Park, aus der Vogelperspektive fotografiert.
Die große Pergola mit durchgehender Sitzbank bietet im Frei-Otto-Park einen Treffpunkt zum Entspannen und Verweilen. Foto: Franziska Wöllner

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Am 10. Mai 2025 eröffnete Bürgermeister Michael Stötzer gemeinsam mit der Bürgerplattform Chemnitz-West feierlich den Frei-Otto-Park und übergab ihn an die Bürgerinnen und Bürger. Entstanden sind eine große Pergola mit einer langen Sitzbank, neue Stadtmöbel sowie Informationsobjekte zu Frei Otto und zur Historie der Parkanlage. Neu integriert wurden Sportgeräte, die von Senior:innen, aber auch von Menschen aller anderen Altersklassen genutzt werden können. Die vorhandenen Bänke und Papierkörbe wurden repariert und erneuert. Bestehende Baum- und Strauchpflanzungen, die sich außerhalb der geschützten, offenen Wiesenflächen befinden, wurden durch Stauden, Gräser und Geophyten ergänzt. Die Stadt Chemnitz würdigt auch den Namensgeber des Parks. Informationstafel weisen auf das Lebenswerk des in Siegmar geborenen Architekten Frei Otto hin.

Für die Gestaltung des Öffentlichen Platzes Frei-Otto-Park standen 325.000 Euro aus dem Kulturhauptstadt-Budget zur Verfügung.

Rückblick: Rege Teilnahme an Bürgerbeteiligung

Eine blaue leicht geschwungene Fußgängebrücke führt über einen Teich. Rechts und links stehen Bäume und rahmen das Bild ein.
Foto: Madeleine Rödiger

Jede und jeder Interessierte konnte barrierefrei online oder per Fragebogen über verschiedene Varianten der künftigen Gestaltung des Frei-Otto-Parks abstimmen. Die Bürgerbeteiligung wurde begleitet durch Informationen im Amtsblatt und auf den Social-Media-Kanälen der Stadt Chemnitz sowie in den lokalen Medien, so dass eine breite Öffentlichkeit erreicht werden konnte.

Das öffentliche Interesse und die Beteiligung war mit ca. 3.000 Teilnehmer:innen sehr hoch und zeigt, dass ein Angebot zur Mitbestimmung für die Bürgerinnen und Bürger wichtig ist und auch künftig durchgeführt wird.

Im Zuge des Kulturhauptstadtprozesses und der dadurch möglichen Gestaltung der ausgewählten Interventionsflächen ist die Beteiligung von Akteur:innen und Bürger:innen vor Ort eine zentrale Zielstellung und Basis für das Gelingen der Projekte. 

Hintergrund Interventionsfläche Frei Otto-Park

Was soll im Kulturhauptstadtjahr 2025 in den einzelnen Stadtgebieten stattfinden? Und vor allem, wo kann etwas stattfinden? Noch in der Bewerbungsphase zur Kulturhauptstadt wurden Bürgerplattformen und Ortschaftsräte von der Stadt Chemnitz dazu angesprochen. Sie wurden gebeten, sich gemeinsam mit den Menschen in ihren Gebieten Gedanken zu machen, an welchen Orten Veranstaltungen im Kulturhauptstadtjahr 2025 stattfinden können, welche Plätze ihr Gebiet auszeichnet und welche baulichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssten. 

Auch im Gebiet Chemnitz West wurden verschiedene Ideen gesammelt und diskutiert. Bei einem öffentlichen Bürgerforum fiel die Wahl auf den Frei-Otto-Park in Siegmar. Als einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts hat Frei Otto (geboren 1925 in Siegmar, gestorben 2015) u. a. an der Überdachung des Hauptsportstättenbereichs des Münchner Olympiastadions mitgewirkt.

Geschichtliches zum Frei-Otto-Park

Im Frei-Otto-Park laufen die Bauarbeiten für die Montage der Pergola.
Foto: Stadt Chemnitz

Das heutige Gelände des Frei-Otto-Parks war bis zur Grundsteinlegung des Rathauses der Gemeinde Siegmar 1904 eine Auenwiese entlang des Kappelbachs – die sogenannte Kappelbachaue. Noch vor der Fertigstellung des neuen Rathauses im Reformstil 1909 wurde die Fläche vor dem Rathaus nach den Plänen des Kunstgärtners Schwarz aus Einsiedel zu einem Park umgestaltet (um 1907). Es entstand so ein gepflegter, architektonisch-regelmäßiger Schmuckplatz vor dem Rathaus, in dem bereits Kinderspielbereiche integriert wurden. Die Ausdehnung des Parks zu seiner Errichtung reichte bis zum Rundweg direkt am Teich. Die Verlängerung der Wiesenstraße zur Rosmarinstraße sorgte für die Teilung des Parks. Hier gab es einen Fußweg mit einer Eisenbrücke über den Kappelbach.

Noch heute sind die historischen Grundelemente - die geschwungenen Wege mit begleitender Baum- und Strauchvegetation, die offenen Wiesenbereiche sowie der Parkteich mit kleinem Bachlauf - erkennbar. Der Kappelbach war zu jener Zeit bereits begradigt und diente somit als südliche Grenze des Parks.

Mit dem erlangten Stadtrecht am 17.05.1927 und dem Zusammenschluss mit Schönau am 01.10.1935 erlangte Siegmar(-Schönau) mit zunehmender Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft immer mehr Wohlstand. So konnte die Parkanlage 1936 bis 1938 erweitert und von nun an als Stadtpark Siegmar-Schönau bezeichnet werden. Der Charakter der ursprünglichen Parkanlage sollte im neu erschlossenen Teil beibehalten werden. Doch verblieb der geradlinige Verbindungsweg zwischen Wiesenstraße und Rosmarinstraße - entgegen der geschwungenen und ursprünglichen Wegeführung. Zusätzlich erhielt der Weg ein Rondell. Auch wurden nur sehr wenige Bäume und Sträucher entlang der neuen Wege gepflanzt. Mit der Erweiterung der Parkanlage wurde 1937 auch der Bau eines Radweges beschlossen.

Während dem 1. Weltkrieg und bis 1948 baute man auf der Parkanlage Kartoffeln und anderes Gemüse an, um das Überleben zu sichern. In der Erweiterung des Parks wurde Trümmerschutt abgeladen. Das Rathaus wurde 1948 zum Sitz der Gesellschaft der Wismut AG und somit, mit einem Teil des Parks - zum Sperrgebiet unter Beobachtung der sowjetischen Besatzungsmacht. Erst mit Umzug der Wismut-Institutionen wurde der gesperrte Parkbereich wieder zugänglich gemacht.

In den 60er Jahren wurden erstmals wieder Bautätigkeiten am Park aufgenommen. So konnten zum Beispiel die Erneuerung der Brücken und die Errichtung von zeitgemäßen Spielgeräten im Kinderspielbereich, der bisher lediglich eine Sandspielfläche beinhaltete, durchgeführt werden.

2016 beschloss der Stadtrat den Park Siegmar in Frei-Otto-Park umzubenennen. Der 1925 in Siegmar, unweit des Parks, geborene Architekt erlangte insbesondere durch seine einzigartigen Dachkonstruktionen große Anerkennung und Ruhm. So zum Beispiel für das Spinnennetzdach über dem deutschen Zeltpavillon für die Weltausstellung in Montreal (1967), besonders für das Zeltdach des Münchner Olympiastadions (1972), aber auch viele mehr. Am 09.03.2015 verstarb Frei Otto in Leonberg bei Stuttgart und erhielt postum den Pritzker-Preis. Eine der wichtigsten Architektur-Auszeichnungen weltweit.

Im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 wurde dem Frei-Otto-Park neues Leben eingehaucht, um den Erholungswert und die Aufenthaltsqualität zu steigern. Hauptelement stellt die lange Sitzbank mit Pergola dar, die sich am Rondell des Verbindungsweges zwischen A.-Weinhold-Straße und Rosmarinstraße befindet und eine Hommage an Frei Otto darstellen soll. Neu integriert wurden auch Fitnessgeräte, die von mehreren Generationen genutzt werden können. Bestehenden Baum- und Strauchpflanzungen - die sich außerhalb der geschützten, offenen Wiesenflächen befinden - wurden durch Stauden, Gräser und Geophyten ergänzt.