Rastplatz Chemnitztal-Radweg
Für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 wurde die Freifläche an der Chemnitztalstraße in Höhe Heinersdorfer Straße als Interventionsfläche der Bürgerplattform Chemnitz-Nord ausgewählt. Ziel war es, am längsten Radweg der Stadt in der Nähe der historischen Fischwegbrücke einen neuen Rastplatz zu schaffen.
Das 130 Jahre alte Brückenbauwerk, damals bereits ungenutzt, wurde im Rahmen des Projekts versetzt und in die Gestaltung des Rastplatzes einbezogen. So dient es nicht nur als markante Kulisse, sondern macht die Geschichte des Ortes unmittelbar erfahrbar.
Der Rastplatz lädt Radfahrende und Gäste zum Verweilen ein und verbindet Erholung, Kultur und Stadtgeschichte auf besondere Weise.
Historische Brücke als Kulisse an neuem Platz
Die 1891/1892 errichtete Brücke wechselte mehrfach ihren Standort und war seit 2005 ungenutzt. Die Suche nach einem geeigneten Platz für den Rastbereich und die Fischwegbrücke gestaltete sich langwierig, weil Umwelt- und Naturschutzauflagen sowie verfügbare Flächen berücksichtigt werden mussten. Schließlich einigten sich Stadt und Bürgerschaft im Dialog auf den heutigen Standort.
Finale Reise einer Brücke
Im Juni 2024 begann der Bau. Die Ausführungsplanung wurde der Bürgerplattform Chemnitz-Nord und interessierten Bürger:innen Anfang Juli 2024 vorgestellt. Am 11. und 12. Juli 2024 wurde die Fischwegbrücke, die zuvor auf einem Nachbargrundstück gelagert wurde, mit einem Kran an ihren neuen Standort am Rastplatz versetzt. Im Februar 2025 wurde das Projekt fertiggestellt.
Damit ist im Chemnitzer Norden ein Öffentlicher Platz mit verschiedenen Sitzelementen, einem Pavillon, Fahrradständern (fünf standardisierte sowie acht Fahrradständer in den Buchstaben CHEMNITZ) und einer Streuobstwiese aus 13 Obstgehölzen (der Sorten Apfel, Kirsche, Birne und Pflaume) entstanden. Die Fischwegbrücke ist wieder begehbar und kann beispielsweise mit Kleinkunst bespielt werden. Für die Gestaltung des Öffentlichen Platzes standen 325.000 Euro aus dem Kulturhauptstadt-Budget zur Verfügung.
Eröffnung mit großer Radtour
Am 28. März 2025 hat Baubürgermeister Michael Stötzer gemeinsam mit der Bürgerplattform Chemnitz-Nord den neuen Rastplatz mit der Fischwegbrücke unweit des Chemnitztal-Radwegs an der Chemnitztalstraße in Höhe Heinersdorfer Straße feierlich an die Chemnitzerinnen und Chemnitzer und ihre Gäste übergeben.
Zuvor waren Interessierte zu einer Fahrradtour entlang der Chemnitz eingeladen. Diese startet am Klapperbrunnen am Busbahnhof und führt über „Helgoland“ bis zu dem neuen Rastplatz. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Stötzer und Gästeführerin Ramona Wagner haben die Teilnehmer:innen mit dem Fahrrad entlang der Strecke nach Draisdorf weitere Interventionsflächen erkundet.
Kunstinstallation: Ein Wald aus Licht und Stoff
Am Abend des 23. August 2025 wurde der Rastplatz an der Fischwegbrücke in Chemnitz Teil einer ortsspezifischen Kunstinstallation der slowenischen Künstler Simon Skalar und Irena Gayatri Horvat. Unter dem Titel „Aufforstung der gescheiterten Industrie“ präsentierten die Künstler ihre Arbeit im Rahmen des Programms fertsch – das Wochenende der IF im Kontext der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.
Die Installation setzte über fünfzig Seidenbahnen ein, die an der Brücke befestigt waren und im Dämmerlicht von Projektionen, Laserstrahlen und LED-Lichtern beleuchtet wurden. Begleitend kamen Nebelschwaden zum Einsatz, die die Atmosphäre zwischen Realität und künstlerischer Interpretation der Industriegeschichte verstärkten.
Musikalisch untermalt wurde die Arbeit von einer Abfolge sphärischer Klänge, die in eine minimalistische Klavierkomposition mit dem Titel „Der letzte Zug“ überging. Filmische Projektionen auf den Stoffbahnen zeigten Schatten von Zügen, historische Gestalten und Relikte der Industriegeschichte. Ein Experimentalfilm über den Kapitalismus rundete die Präsentation ab.
Die Installation machte die Vergänglichkeit industrieller Strukturen sichtbar und thematisierte zugleich die Rückeroberung durch die Natur. Sie bot den Besucherinnen und Besuchern sowohl ein visuelles und akustisches Erlebnis als auch Impulse zur Auseinandersetzung mit der Transformation ehemaliger Industrieflächen.