Rastplatz Chemnitztal-Radweg

Luftbild der Fischwegbrücke mit Pavillon und bunten Chemnitz-Buchstaben.
Foto: Franziska Wöllner

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Für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 wurde die Freifläche an der Chemnitztalstraße in Höhe Heinersdorfer Straße als Interventionsfläche der Bürgerplattform Chemnitz-Nord ausgewählt. Ziel war es, am längsten Radweg der Stadt in der Nähe der historischen Fischwegbrücke einen neuen Rastplatz zu schaffen.

Das 130 Jahre alte Brückenbauwerk, damals bereits ungenutzt, wurde im Rahmen des Projekts versetzt und in die Gestaltung des Rastplatzes einbezogen. So dient es nicht nur als markante Kulisse, sondern macht die Geschichte des Ortes unmittelbar erfahrbar.

Der Rastplatz lädt Radfahrende und Gäste zum Verweilen ein und verbindet Erholung, Kultur und Stadtgeschichte auf besondere Weise.

Bunte Buchstaben „CHEMNITZ“ als Fahrradständer, dahinter Pavillon.
Der farbenfrohe Schriftzug „CHEMNITZ“ dient am Rastplatz des Chemnitztalradwegs als Fahrradständer. Dahinter ergänzt ein moderner Pavillon die Anlage – ein neuer Begegnungsort mit Bezug zur Kulturhauptstadt Europas 2025. Foto: Franziska Wöllner
Fischwegbrücke in Chemnitz, von Bäumen umrahmt, mit Infotafel im Vordergrund.
Die historische Fischwegbrücke liegt eingebettet im Grünen und wird durch eine Infotafel ergänzt. So verbindet der Rastplatz am Chemnitztalradweg Naturerlebnis mit Industriekultur. Foto: Franziska Wöllner

Historische Brücke als Kulisse an neuem Platz

Detailaufnahme der historischen Brücke am Kran in Chemnitz.
Mit einem Kran wurde die historische Fischwegbrücke an ihren neuen Standort am künftigen Rastplatz in der Nähe des Chemnitztal-Radweges versetzt. Foto: Franziska Wöllner

Die 1891/1892 errichtete Brücke wechselte mehrfach ihren Standort und war seit 2005 ungenutzt. Die Suche nach einem geeigneten Platz für den Rastbereich und die Fischwegbrücke gestaltete sich langwierig, weil Umwelt- und Naturschutzauflagen sowie verfügbare Flächen berücksichtigt werden mussten. Schließlich einigten sich Stadt und Bürgerschaft im Dialog auf den heutigen Standort.

Historische Aufnahme der Brücke über die Chemnitz
Historische Aufnahme der Brücke über die Chemnitz Foto: Archiv
Historische Fischwegbrücke hängt am Kran, drei Arbeiter ziehen sie mit Seilen auf einen Tieflader.
Mit vereinten Kräften manövrieren drei Arbeiter die historische Fischwegbrücke am Kran auf den Tieflader. Foto: Franziska Wöllner

Finale Reise einer Brücke

Im Juni 2024 begann der Bau. Die Ausführungsplanung wurde der Bürgerplattform Chemnitz-Nord und interessierten Bürger:innen Anfang Juli 2024 vorgestellt. Am 11. und 12. Juli 2024 wurde die Fischwegbrücke, die zuvor auf einem Nachbargrundstück gelagert wurde, mit einem Kran an ihren neuen Standort am Rastplatz versetzt. Im Februar 2025 wurde das Projekt fertiggestellt.

Damit ist im Chemnitzer Norden ein Öffentlicher Platz mit verschiedenen Sitzelementen, einem Pavillon, Fahrradständern (fünf standardisierte sowie acht Fahrradständer in den Buchstaben CHEMNITZ) und einer Streuobstwiese aus 13 Obstgehölzen (der Sorten Apfel, Kirsche, Birne und Pflaume) entstanden. Die Fischwegbrücke ist wieder begehbar und kann beispielsweise mit Kleinkunst bespielt werden. Für die Gestaltung des Öffentlichen Platzes standen 325.000 Euro aus dem Kulturhauptstadt-Budget zur Verfügung. 

Eröffnung mit großer Radtour

Banddurchschnitt mit Bürgermeister und Gästen.
Baubürgermeister Michael Stötzer hat den neuen Rastplatz bei bestem Frühlingswetter eingeweiht. Foto: Harry Härtel

Am 28. März 2025 hat Baubürgermeister Michael Stötzer gemeinsam mit der Bürgerplattform Chemnitz-Nord den neuen Rastplatz mit der Fischwegbrücke unweit des Chemnitztal-Radwegs an der Chemnitztalstraße in Höhe Heinersdorfer Straße feierlich an die Chemnitzerinnen und Chemnitzer und ihre Gäste übergeben.

Zuvor waren Interessierte zu einer Fahrradtour entlang der Chemnitz eingeladen. Diese startet am Klapperbrunnen am Busbahnhof und führt über „Helgoland“ bis zu dem neuen Rastplatz. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Stötzer und Gästeführerin Ramona Wagner haben die Teilnehmer:innen mit dem Fahrrad entlang der Strecke nach Draisdorf weitere Interventionsflächen erkundet.

Fahrradfahrer auf Radweg winken in die Kamera.
Die Radtour aus der Innenstadt erreicht den Rastplatz. Foto: Harry Härtel
Baubürgermeister Michael Stötzer bei der Einweihung vor historischer Brücke, Zuhörer im Hintergrund.
Baubürgermeister Michael Stötzer bei der Einweihung. Foto: Harry Härtel

Kunstinstallation: Ein Wald aus Licht und Stoff

Historische Brücke mit bunten Stoffbahnen, die im Rahmen einer Kunstaktion im Wind wehen.
Am 23. August 2025 verwandelte sich die Fischwegbrücke in Chemnitz in eine Bühne für die Kunstinstallation ‚Aufforstung der gescheiterten Industrie‘ der slowenischen Künstler Simon Skalar und Irena Gayatri Horvat. Foto: Simon Skalar

Am Abend des 23. August 2025 wurde der Rastplatz an der Fischwegbrücke in Chemnitz Teil einer ortsspezifischen Kunstinstallation der slowenischen Künstler Simon Skalar und Irena Gayatri Horvat. Unter dem Titel „Aufforstung der gescheiterten Industrie“ präsentierten die Künstler ihre Arbeit im Rahmen des Programms fertsch – das Wochenende der IF im Kontext der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.

Die Installation setzte über fünfzig Seidenbahnen ein, die an der Brücke befestigt waren und im Dämmerlicht von Projektionen, Laserstrahlen und LED-Lichtern beleuchtet wurden. Begleitend kamen Nebelschwaden zum Einsatz, die die Atmosphäre zwischen Realität und künstlerischer Interpretation der Industriegeschichte verstärkten.

Musikalisch untermalt wurde die Arbeit von einer Abfolge sphärischer Klänge, die in eine minimalistische Klavierkomposition mit dem Titel „Der letzte Zug“ überging. Filmische Projektionen auf den Stoffbahnen zeigten Schatten von Zügen, historische Gestalten und Relikte der Industriegeschichte. Ein Experimentalfilm über den Kapitalismus rundete die Präsentation ab.

Die Installation machte die Vergänglichkeit industrieller Strukturen sichtbar und thematisierte zugleich die Rückeroberung durch die Natur. Sie bot den Besucherinnen und Besuchern sowohl ein visuelles und akustisches Erlebnis als auch Impulse zur Auseinandersetzung mit der Transformation ehemaliger Industrieflächen.

Historische Fischwegbrücke in Chemnitz nachts, beleuchtet, mit bunten Stoffbahnen im Rahmen einer Kunstaktion.
Über fünfzig Seidenbahnen, Projektionen und Lichter verwandelten die Fischwegbrücke in einen poetischen, leuchtenden "Wald" im Dämmerlicht. Foto: Simon Skalar
„Bunt beleuchtete Stoffbahnen auf der Fischwegbrücke in Chemnitz bei Nacht, davor eine Person als Silhouette.
Mit ihrer Arbeit setzten Skalar und Horvat ein starkes Zeichen innerhalb des Programms der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Foto: Simon Skalar