Vereinszentrum "Arthur Lange" Röhrsdorf
Am 10. Mai 2025 eröffnete Bürgermeister Michael Stötzer feierlich das Vereins-, Sport- und Kulturzentrum „Arthur Lange“ auf der Heinrich-Heine-Straße 7, und übergab dieses symbolisch an den Ortschaftsrat Röhrsdorf.
Das lange Zeit leerstehende erste Obergeschoss des Gebäudes wurde reaktiviert. Entstanden sind ein möblierter, teilbarer Multifunktionsraum sowie ein weiterer, gleichgroßer Ausstellungsraum, in dem u. a. das Modell „Röhrsdorf vor 100 Jahren“ seinen neuen Platz gefunden hat. Ergänzt werden die Räumlichkeiten durch neue Sanitäranlagen, eine Garderobe und eine kleine Küche. Im Treppenhaus können die Besucher:innen das „Band der Geschichte“, eine dauerhafte Installation mit Details zur Ortsgeschichte, erleben.
Das Vereinszentrum ist zudem Ausgangspunkt des „Arthur Lange Pfads“ durch den Ort. Neben Ausstellungen regionaler Künstler:innen bietet das Zentrum Raum für Aktivitäten lokaler Vereine. Die Maßnahme war ein lang gehegter Wunsch der Ortschaft, entstanden ist ein Ort der Kultur, der Begegnung und des Austauschs – ein Öffentlicher Platz. Für die Umsetzung standen 325.000 Euro aus dem Kulturhauptstadt-Budget zur Verfügung.
Die Planungsleistungen erfolgten durch das Architektenbüro studio2architekten aus Chemnitz. Die Ausbauarbeiten übernahmen u. a. das Unternehmen Baugeschäft Gebrüder Meyner GmbH aus Lichtenau und das Unternehmen Hoch- und Ausbau Gesellschaft Waldheim mbH. Insgesamt waren 15 Gewerke an der Umsetzung beteiligt.
Arthur Lange (1875–1929)
Arthur Lange wurde am 9. März 1875 als uneheliches Kind unter dem Namen Arthur Oscar Meinig in Röhrsdorf bei Chemnitz geboren. 1881 zog die Familie nach Meißen, wo er bis 1889 die Bürgerschule besuchte.
Ausbildung und künstlerische Entwicklung
Aufgrund seiner künstlerischen Begabung begann Lange 1890 eine umfassende Ausbildung an der Königlichen Porzellan-Manufaktur Meißen, unter anderem bei Richard Müller und Adrian Emerich Andresen. Am 6. April 1895 wurde er von seinem Stiefvater, dem Tischler Heinrich Richard Paul Lange aus Cölln bei Meißen, adoptiert – möglicherweise auch, um ihn gemeinsam mit seinem Halbbruder Christoph, der ebenfalls in der Porzellanmanufaktur tätig war, zu fördern.
Ab dem Schuljahr 1897/98 besuchte Arthur Lange die Königlich Sächsische Kunstgewerbeschule Dresden, Abteilung für figürliches Modellieren bei Professor Hugo Spieler. Für seine herausragenden Leistungen erhielt er Ostern 1898 die Silberne Preismedaille der Schule und setzte seine Ausbildung bis 1899 fort.
Von 1899 bis Ostern 1903 arbeitete er erneut in der Meißner Porzellanmanufaktur. Aus dieser Zeit sind eine Entwurfszeichnung und zwei Porzellanfiguren erhalten geblieben. 1902 wurde er im Auftrag der Manufaktur zur Weltausstellung nach Paris entsandt.
Ostern 1903 nahm er ein Studium an der Königlichen Kunstakademie Dresden auf, wo er bis zum 9. April 1908 im Atelier von Professor Robert Diez arbeitete. Für seine auf der Dresdner Kunstausstellung 1908 gezeigte Figurengruppe „Quelle der Kraft“ erhielt er die höchste künstlerische Auszeichnung Sachsens – den Rompreis, der mit einem Reisestipendium über 3.000 Mark verbunden war und Studienaufenthalte in Italien, Bulgarien und Ägypten ermöglichte.
Werk und Wirken
Im Jahr 1908 begann Lange mit den Entwürfen für die Figuren des Röhrsdorfer Märchenbrunnens, der 1911 fertiggestellt und am 26. November 1911 feierlich eingeweiht wurde.
Er war zudem Mitbegründer der Künstlervereinigung Dresden, die am 6. November 1909 gegründet wurde und ab 1910 regelmäßig Ausstellungen organisierte. Von 1928 bis zu seinem Tod war Arthur Lange ihr Erster Vorsitzender.
Am 28. September 1926 besuchte er auf Einladung des Röhrsdorfer Bürgermeisters Robert Fischer noch einmal seinen Geburtsort. Anlass war ein Vorschlag für einen Gedächtnisbrunnen anlässlich der 25-jährigen Vereinigung von Löwenhain mit Röhrsdorf, der jedoch nicht umgesetzt wurde.
Bis zu seinem frühen Tod am 11. Juni 1929 in Dresden schuf Arthur Lange über 300 plastische Werke – darunter Porträtbüsten, Denkmäler, Kleinplastiken, Medaillen und Bauplastiken in Materialien wie Gips, Porzellan, Bronze, Marmor, Sandstein, Granit, Steinguss und zuletzt auch Holz.
Die Trauerfeier fand unter großer Anteilnahme der Dresdner Künstlerschaft und zahlreicher Honoratioren statt; auch Bürgermeister Fischer aus Röhrsdorf nahm daran teil. Langes Urne wurde auf dem Johannesfriedhof Meißen beigesetzt.
Nachwirkung und bedeutende Werke
Von seinen größeren Kunstwerken sind nur wenige erhalten geblieben – darunter der Röhrsdorfer Märchenbrunnen und die Atlas-Figur am Leipziger Hauptbahnhof.
Als sein bedeutendstes, jedoch nicht realisiertes Werk betrachtete Lange den Entwurf für den Chemnitzer Marktbrunnen (1912). In einem Wettbewerbsmodell aus Gips sollten acht bronzene Giganten einen Kranz tragen, aus dessen Mitte eine acht Meter hohe Säule mit einer sinnierenden Figur – ähnlich Rodins „Denker“ – aufragte. In einem Nachruf aus dem Jahr 1931 heißt es über den nicht verwirklichten Chemnitzer Marktbrunnen:
„Ein Riesenwerk, rein schon an der Arbeitsquantität gemessen. Daß nun die Chemnitzer Stadtverwaltung dem Plan zögernd gegenübersteht, den Brunnen aufzustellen, ist schade.“
(Quelle: Das schöne Sachsen, Heft 3, März 1931, S. 69 – Nekrolog von Dr. Georg Paech)